Full text: Bilder aus der vaterländischen Geschichte der Neuzeit (Teil 1)

8. Die Zeit der Befreiungskriege. 31 
8. Die Zeit der Befreiungskriege. 
1. Der Anfang der Befreiungskriege. Napoleons Heer war iit 
Rußland vernichtet. Mit seiner Macht schien es vorbei zu sein. Nun. 
wollte auch Preußen nicht länger seine Herrschaft ertragen. „Lieber 
sterben, als durch die Franzosen verderben," so sagte man. Damit 
der König Friedrich Wilhelm III. viele Soldaten bekäme, erließ er 
einen jü u \ r u s. „Der König rief, und alle, alle kamen," heißt es in 
einem Siebe aus damaliger Zeit. Aus ganz Deutschland kamen Frei- 
wILHcje, die in das Heer eintreten wollten. Wer nicht mit in den 
Kampf ziehen konnte, half durch Gaben; denn der König gebrauchte 
auch viel Geld, um die Soldaten ordentlich auszurüsten. Viele Ehe- 
leute gaben sogar ihre goldenen Trauringe her; sie bekamen dafür 
eiserne mit der Jnfchrift: Gold gab ich für Eisen. Frauen ließen wohl 
ihr langes Haar abschneiden und verkauften es, um das Geld dafür an 
den Sammelstellen abzuliefern. Jeder wollte zur Vertreibung der 
Franzosen beitragen. So leicht ging das aber doch nicht. Napoleon 
hatte in Frankreich ein neues Heer zusammengebracht, mit dem er nun, 
aufs neue gegen Preußen zog. 
2. Die Schlacht bei Leipzig. In den ersten Schlachten war 
Napoleon auch noch Sieger geblieben, in einigen war er dagegen schon 
besiegt worden. Die Hauptschlacht aber war bei L e i p z i {L Das war 
eine gewaltige Schlacht. Fast alle Völker Europas standen sich hier 
gegenüber; darum hat man diese Schlacht auch wohl die Völker¬ 
schlacht genannt. Denn mit den Preußen hielten es auch die Russen, 
Öfterreicher und Schweden. Drei Tage dauerte die Schlacht, am 16.r 
18. und 19. Oktober. Schon am 16. Oktober wurde zehn Stunden, 
gekämpft. Von dem Donner der Kanonen zitterte die Erde, und in 
Leipzig zersprangen unzählige Fensterscheiben. Fast schien es, als würde 
Napoleon siegen, und schon hatte er einen Boten in die Stadt gesandt, 
der hier die Siegesnachricht verkündigen sollte. Aber am Abend mußten 
seine Soldaten wieder zurück. Am 17. Oktober, einem Sonntage, sing 
Napoleon mit den verbündeten Mächten zu unterhandeln an, um mit 
ihnen Frieden zu schließen; aber sie gingen auf feine Vorschläge nicht 
ein. Für die Armeen war dieser Tag daher ein Ruhetag. Aber früh 
am 18. Oktober begann der Kampf von neuem. Immer dichter um- 
schlössen die Verbündeten das französische Heer und die Stadt Leipzig; 
ein Dorf nach dem andern wurde von ihnen erobert. Abends gegen 
5 Uhr erteilte Napoleon den Befehl zum Rückzug auf Leipzig. Die 
Nacht hindurch blieb er in der Stadt, während Teile feines Heeres 
schon nachts aus dem westlichen Tore der Stadt abzogen. Am Vor- 
mittage des folgenden Tages griffen die Verbündeten die Stadt Leipzig 
an. Mittags drangen sie in die Stadt ein, in der noch Tausende 
von Franzosen waren, die sich nicht so schnell hatten retten können und 
nun gefangen genommen wurden. 
Schwer waren die Verluste; viele Tausend lagen tot auf dem 
Schlachtfelde, und kaum vermochten die Häufer in der Stadt Leipzig 
und in den benachbarten Orten die Verwundeten zu fassen. Aber grofr, 
war auch der Sieg: Deutschland war wieder srei.
	        
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