48 Preußische und deutsche Geschichte vom Regierungsantritt Friedrichs des Gr. an.
Sammlung der „Monumenta Germaniae historica" vereinigt. Leopold
Ranke wirkte an der Universität Berlin. Das Studium der deutschen
Sprache wurde durch die Gebrüder Jakob und Wilhelm Grimm be-
gründet. In den Vordergrund des Interesses traten aber die rasch aus-
blühenden Naturwissenschaften, sie hatten in Alexander von Hum-
boldt einen glänzenden Vertreter. Die Hauptstadt Berlin erhielt durch
Schinkel bedeutende Bauwerke, z. B. das Alte Museum, das Königliche
Schauspielhaus, und durch Rauch eine Anzahl vortrefflicher Denkmäler:
die Königin Luise im Mausoleum zu Charlottenburg, Friedrich der Große,
die Helden der Freiheitskriege.
§ 54. Der Zollverein. Sehr groß war nach den Freiheitskriegen
die Fürsorge der meisten deutschen Bundesstaaten für die materielle Wohl¬
fahrt ihrer Untertanen. Der Bau von Chausseen, der noch vor der
Zeit Napoleons begonnen hatte, wurde mit regem Eifer fortgesetzt und
eine regelmäßige Verbindung durch Eilwagen zwischen den großen Städten
geschaffen. In Preußen hatte man schon vor dem Kriege die Binnen-
zölle, d. h. diejenigen Zölle, die an den Grenzen der Provinzen erhoben
wurden, beseitigt und dadurch einen freieren Verkehr in dem Warenaus-
tausch zwischen den einzelnen Provinzen gefördert. Nach dem Friedet:
gewann das preußische Finanzministerium die Regierungen der kleinen
norddeutschen, von preußischen Gebieten rings umschlossenen Staaten
dafür, einen Zollverein zum Zwecke einheitlicher Zollerhebung für
gemeinsame Rechnung mit Preußen zu schließen. Allmählich breitete
sich dieser Verein auch über die Grenzen Preußens aus und umfaßte
endlich im Jahre 1834 die süddeutschen Staaten, Sachsen und die thürin-
gischen Herzogtümer. Nur Hannover, Mecklenburg, Oldenburg und die
Hansastädte blieben ihm fern. Es war eine Einigung Deutschlands
wenigstens auf wirtschaftlichem Gebiete erreicht worden.
§ 55. Die Entwicklung der Industrie und des Verkehrs. In dieser
Zeit begann der Aufschwung, den die Industrie und der Verkehr, dank
der Benutzung von Naturkräften, seitdem genommen haben. Noch im acht-
zehnten Jahrhundert hatte James Watt seine Dampfmaschine erfunden.
1814 hatte Georg Stephenson seine erste Lokomotive gebaut, die er
im Laufe der nächsten fünfzehn Jahre zu immer höherer Brauchbarkeit
verbesserte. Die Eisenbahn, die ursprünglich nur zur Beförderung der
Kohlen von dem Schacht nach der Abfahrtsstelle gedient Hatte, wurde
allmählich auch zur Beförderung von Personen verwendet. 1837 wurde
die erste deutsche Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth eröffnet.
1838 folgte die zwischen Berlin und Potsdam. Bis zum Jahre 1840
entstanden Eisenbahnen nur bei größeren Städten oder kleineren Resi-
denzen. In den nächsten zehn Jahren aber wurden schon Mittelstädte
durch Eisenbahnen miteinander verbunden. Aber erst seit 1850 nahm
der Eisenbahnbau seinen gewaltigsten Ausschwung, da jetzt auch die Staaten