Object: Typische Landschaften (Teil 2)

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auf der Strecke Offenbach-Villingen so zahlreichen Eisenbahn¬ 
tunnel. 
30A°. Das Bild ist von NO. aufgenommen. Im Vordergründe 
liegt das Berchtesgadener Thal, dem gegenüber sich der doppel- 
gipflige Watzmann erhebt. Zwischen den beiden Spitzen, in der 
sog. Watzmannscharto, befindet sich das Eisfeld. 
30Ad. Das Bild ist von Norden, etwas oberhalb Lindau, 
aufgenommen. Man erblickt im Vordergründe das hier ziemlich 
ebene, wohlangebaute Seeufer, links davon den durch seine Aus¬ 
sicht bekannten Gebhards- oder Schlossberg (593 m) und zu dessen 
Füssen die Stadt Bregenz, hinter welcher sich Teile des Bre¬ 
genzer Waldes, der Vorarlberger und Appenzeller Alpen zeigen. 
Die äusserste Pyramide im Hintergründe rechts ist der Säntis. 
30 A e. Kloster Odilienberg liegt südwestlich von Strassburg 
auf einem Ausläufer der Vogesen. Man erblickt von da einer¬ 
seits einen Teil der oberrheinischen Tiefebene, anderseits einen 
Abschnitt von der Haupterhebung der Vogesen, welche hier im 
Donon 1010 m hoch sind. 
30 Af. Das Bild ist von Osten aufgenommen. Auf der 
reichbewaldeten Anhöhe im Mittelgründe befindet sich das be¬ 
rühmte bayrische Königsschloss Hohenschwangau (894 m), etwas 
links vorn, durch die tiefe Pöllatsclilucht getrennt, das von 
Ludwig II. erbaute Neuschwanstein (1008 m), rechts unten 
neben Hohenschwangau blickt der Spiegel des Schwansees her¬ 
vor, links von dem Schlosse liegen das Dorf Schwangau und der 
Alpsee. Unmittelbar hinter diesem See erhebt sich der Schwar¬ 
zenberg (gegen 1200 m). Die Berge des Hintergrundes liegen 
bereits westlich vom Lech. 
31. Die Schweiz. 
Das Belief besteht aus drei Hauptformen: dem Jura, der 
Hochebene und den Alpen. Der Jura, das Mittelgebirge der 
Schweiz, besitzt kurze, flachrückige Kämme und wenig charak- j 
teristische Einzelberge. Die Querthäler sind felsig, der Wald 
spärlich — 31b —. Die Hochebene ist nur dem Jura ent¬ 
lang einigermassen horizontal und wird besonders in der Nähe 
der Alpen immer bewegter, wo sie den Eindruck eines mässigen 
Berglandes macht. Das Gebiet der Alpen zerlegen wir in drei | 
Zonen. Die Zone der niedrigsten Erhebungen oder der Voralpen 
liegt nahe der Hochebene und läuft ihr parallel. Ihre Erhebungen 
sind der äusseren Form nach entweder hochgewölbt und oben 
etwas abgeflacht oder pyramidenförmig mit breiter Grundfläche; sie 
lassen das nackte Gestein nur stellenweise, meist in Form von schmalen 
Bändern hervortreten und sind nicht selten bewaldet oder tragen 
Matten. Dazu gehört z. B. der Bigi — 31a —. Die Zone der 
mittelhohen Erhebungen (etwa bis 3000 m) schliesst sich an die 
vorige in südöstlicher Bichtung an. Ihre unteren Abhänge sind J 
bewaldet (Waldgrenze bei 1800 m), oberhalb des Waldes aber | 
liegen Matten, und wo diese aufhören oder zwischen ihnen, findet j 
man ausgedehnte Geröllhalden und nackte Felsen. Schneefelder 
und Gletscher kommen auf ihnen nur vereinzelt und in geringer 
Ausdehnung vor. Zu ihnen rechnen wir die westlichen Berner 
Alpen, die Appenzeller Alpen — 30 Ad — und den grössten 
Teil der Vierwaldstätter, Schwyzer und Glarner Alpen. Die Zone j 
des eigentlichen Hochgebirges, das durch Schneefelder, Gletscher, 
kahle Felsspitzen, äusserst schroffe Kämme und völligen Mangel 
an Vegetation charakterisiert wird, bildet den Abschluss in SO. 
Die Penninischen Alpen mit dem pyramidalen Matterhorn — 
31e —, die östlichen Berner Alpen mit der Jungfrau — 31° — 
und die Berninagruppe sind Hochgebirgsreviere ersten Banges, 
hinter denen die Umgebungen des Gotthard und die Engadiner 
Gebirge etwas zurückstehen. Beachtenswert ist ausser den zahl¬ 
reichen Hochseen auch der Beichtum an Wasserfällen — 26d —, 
die bes. häufig und schön am Nordabhang der Berner Alpen 
auftreten (Staubbach, Eeichenbachfälle etc.). An der Grenze 
zwischen den Alpen und der Hochebene liegen die herrlichen 
Seen: der Bodensee — 30Ad —, der Vierwaldstätter See mit 
Fjordscenerie — 31a —, dor Thuner und der Brienzer See mit 
dem berühmten Blick auf die Jungfrau — 31° —, der Genfer 
See mit dem Montblanc und einer Beihe höchst charakteristischer 
Berge und teilweise südeuropäischer Vegetation — 31d —. 
Erläuterungen: 31a. Die Aussicht von dem Pilatus zeichnet 
sich vor derjenigenvomBigidadurch aus, dass man den Vierwaldstät¬ 
tersee mit allen seinen Verzweigungen vollständig überschaut, sowie 
dass die Schneeberge der Hocligebirgsregion schärfer hervor¬ 
treten. An dem Seeende ganz links liegt Luzern. Bechts davon 
folgt der Küssnachter Teil (links etwas rückwärts der Zuger See), 
über welchem sich unmittelbar rechts der Bigi erhebt. Weiter 
nach rechts schliesst sich der Urner See an. Im Vordergründe 
des Bildes befindet sich der Alpnacher See, welcher die Sarner 
Aa aufnimmt. Zwischen dem Alpnacher See und dem mittleren 
Teile des Vierwaldstätter Sees erhebt sich der isolierte Bürgen- j 
stock, von diesem durch eine kleine Thalebene getrennt im j 
Mittelgründe des Bildes, das Buochser Horn; rechts davon das | 
Stanzer Horn; zwischen beiden führt das Engelberger Thal 
hindurch. Bechts vom Stanzer Hom folgt der Kernser Berg, 
zu dessen Füssen der Kernwald liegt, dann der Sachsler 
Berg, zwischen beiden das Melchthal Gegenüber vom Sachsler 
Berg ganz im Vordergründe rechts erhebt sich das dem 
Pilatus unmittelbar benachbarte Matthorn. Alle bisher ge¬ 
nannten Berge sowie die übrigen dazwischen und daneben liegen¬ 
den Erhebungen gehören teils den Voralpen, teils den mittel¬ 
hohen Erhebungen an. Die Berge des Hintergrundes, welche 
auf dem Bilde wegen seines kleinen Massstabes nur eben ange¬ 
deutet werden konnten, sind fast ausschliesslich Vertreter der 
Hochgebirgsregion. Unmittelbar hinter dem Bigi bis zum Urner 
See hin erheben sich nämlich der Säntis, die Churfirsten, die 
Mythen und der Glärnisch; hinter dem Buochser Horn der Tödi, 
hinter dem Stanzer Horn die Windgälle und der Urirothstock, 
hinter dem Kernser Berg der grosse Spannort, der Titlis und' 
das Sustenhorn, hinter dem Ende des Sachsler Berges bis zur 
äussersten Linken das Finsteraarhorn, das Schreckhorn, das Well¬ 
horn, der Mönch, der Eiger, die Jungfrau, die Blümlisalp und 
ganz zuletzt die Diablerets. Die zwischen dem Hinter- und 
Mittelgründe befindlichen Erhebungen sind auf dem Bilde leider 
zu undeutlich, als dass sie mit einiger Sicherheit benannt wer¬ 
den könnten. 
31°. Im Vordergründe dehnt sich Interlaken (568 m) mit 
seinen zahlreichen und stattlichen Gasthäusern über die von der 
Aar durchflossene Thalebene, das „Bödeli“, aus. Im Mittel¬ 
gründe etwas nach rechts erhebt sich der durch schöne Aussicht 
ausgezeichnete, wohlbewaldete kleine Bugen (739 m), an welchem 
man die verschiedenen Schweizer Holzarten zu vereinigen gesucht 
hat. Etwas links neben dem Eugen öffnet sich das Lauter¬ 
brunnenthal unmittelbar auf die Jungfrau. Die linke Wand 
dieses Thaies gipfelt in der Schynigen Platte (2070 m), einem 
der berühmtesten Aussichtspunkte der Berner Alpen, die rechto 
Thalwand hat in der Bellenhöchst ihre beträchtlichste Erhebung. 
31 e. Das Bild zeigt das Matterhorn von seiner südlichen 
(italienischen) Seite. Hier stellt der riesige Berg eine unregel¬ 
mässige Pyramide dar, während er von Norden (Zermatt) aus 
allerdings in hornartiger Gestalt erscheint. 
32. 33. Österreich-Ungarn. 
Die Küste am Adriatischen Meer ist steil, felsig, stark- 
zerklüftet, voller Inseln und Halbinseln, und wird durch 326 
vortrefflich charakterisiert. Westlich von Triest beginnen die 
Lagunen. 
Das Belief bietet eine ausserordentliche Mannigfaltigkeit 
an Terrainformen. Von den Alpen, die einen bedeutenden Baum 
einnehmen, sind die Ortler-, Adamello-, Ötzthaler-, Stubaier und 
Grossglockner-Gruppen echte Hochgebirgsgebiete, wenn sie auch 
an Höhe und an Mächtigkeit der Vergletscherung die Schweizer 
Hochalpen nicht ganz erreichen. Sowohl die Fortsetzung dor 
Hauptkette östlich des Grossglockner, als auch die nördlichen 
und südlichen Kalkalpen tragen mit Ausnahme der genannten 
Ortler-Adamellogruppe und einiger anderer kleiner Strecken keinen 
ewigen Schnee und haben daher im wesentlichen denselben physi- 
ognomischen Charakter wie die entsprechend hohen Teile der 
Deutschen und Schweizer Alpen — 30Acf und 31a —. Unter 
den südlichen Kalkalpen verdienen aber die Tridentiner, die sog. 
Dolomiten, wegen der mauerartigen Gestalt der Felswände, der 
wilden Unregelmässigkeit ihrer Kämme und bizarren Ausgezackt- 
heit ihrer Gipfel — 32d — eine besondere Beachtung. Die 
Längsthäler der Österreichischen Alpen sind schon ziemlich breit, 
wie das Innthal bei Innsbruck — 32a —. Die häufig vor¬ 
kommenden schluchtenartigen Querthäler nennt man Klammen, 
s. Abt. I. Bog. 5. die Wimbachklamm. Auch an Seen ist kein 
Mangel. Besonders bevorzugt sind in landschaftlicher Beziehung 
die zahlreichen Seen im Gebiete der Traun, von denen wir den 
Gmundener (Traun-)See zur Darstellung bringen — 32b —. 
Der Karst ist ein wildes, rauhes, steiniges, baumloses und 
wasserarmes Kalkplateau, wovon das Bild 32f eine Anschauung 
giebt, ausserdem bemerkenswert durch zahlreiche und grosse 
Höhlen und verschwindende Flussläufe. Nach SO. geht er in 
das dalmatinische Küstengebirge über, welches aus einer Anzahl 
paralleler Gebirgsrücken nach Art des Schweizer Jura — 31b — 
besteht, nur sind diese sog. „Dinarischen Alpen“ fast vegetations¬ 
los und sehr felsig. Die Flüsse brechen in kurzen Querthälern 
zur Küste durch und bilden zuweilen Wasserfälle, z. B. die 
Kerka. Die bosnischen Gebirge, ebenfalls in parallelen Zügen 
angeordnet, aber weniger hoch und besser bewaldet als die dal¬ 
matinischen, umschliessen breite und fruchtbare Thäler. 
Böhmen, ein Terrassen- und Hügelland nach Art von 29 a, 
aber in grösserem Stile, wird im Norden von einer Anzahl vul¬ 
kanischer Kegel durchzogen, die am dichtesten im Böhmischen 
Mittelgebirge um den Mileschauer gruppiert sind, aber auch noch 
östlich der Elbe bei Eeichenberg auftreten — 32° —. Mähren
	        
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