7. Friedrich II., der Große.
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Als der König am 31. Mai 1740 starb, hinterließ er seinem Nach- 1740
folger einen wohl geordneten Staat, ein tüchtiges Heer und eine gefüllte
Staatskasse. Ein noch größeres Verdienst hat sich Friedrich Wilhelm
dadurch erworben, daß er durch das eigene Beispiel sein Volk an ein
schlichtes, einfaches Wesen gewöhnt und strenge Sittlichkeit und Arbeit-
samkeit bei ihm zu Ehren gebracht hatte. Man hat ihn daher nicht
mit Unrecht Preußens größten „inneren" König genannt.
7. Friedrich II., der Große.
1740—1786.
1. Seine Jugend.
a) Erziehung und Unterricht Friedrichs. Friedrich II. ist am
24. Januar 1712 zu Berlin geboren. In früher Jugend wurde er von
der Frau von Roconlles erzogen,- sein erster Lehrer war Duhan de
Jandun. Beide gehörten der französischen Gemeinde in Berlin an.
In ihrem Umgange gewann er Vorliebe für französische Sprache und
französisches Wesen. Nach dem Willen des Vaters sollten seine Er-
zieher einen tüchtigen Soldaten, einen sparsamen Wirt und
einen frommen Christen aus ihm machen; aber dies Ziel erreichten
sie nicht.
Der Religionsunterricht des Prinzen bestand hauptsächlich im
Auswendiglernen und Hersagen; von der Kraft und Herrlichkeit der
Heiligen Schrift bekam Friedrich wenig zu spüren; es war deshalb kein
Wunder, daß ihm der Religionsunterricht zuwider wurde. Auch die
Jagden, an denen er teilnehmen mußte, sowie das straffe Soldaten-
wesen behagten ihm nicht; viel mehr Lust hatte er zur Musik, zum
Theater und zu den geistreichen Schriften der Franzosen, und besonders
liebte er das Flötenspiel. Alles das war aber dem Vater ein Ärgernis,
und er urteilte über seinen Sohn: „Fritz ist ein Querpfeifer und Poet;
er macht sich nichts aus den Soldaten und wird mir meine ganze
Arbeit verderben." Als Friedrich heranwuchs, hatte der König oft
gerechte Ursache zur Klage. Bei einem Besuche in Dresden tarn der
Sohn in leichtsinnige Gesellschaft, machte Schulden und gMet auf ge-
fährliche Abwege. In Berlin suchte er das ungebundene?eben fort-
zusetzen und schloß sich besonders dem leichtsinnigen Leutnant von Katte
an. Dem Könige blieb der Wandel seines Sohnes nicht verborgen; er
schalt und schlug ihn nicht selten in Gegenwart der Dienerschaft, so daft
Friedrich zu fliehen beschloß.