7. Friedrich II., der Große.
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zögernden Daun nicht und bezog, um auf Zufuhr zu warten, unter
dessen Augen ein höchst unsicheres Lager bei Hochkirch, einem Dorfe
in der Oberlausitz. Drei Tage blieb er unangefochten,- in der folgenden
Nacht überfiel Dann das preußische Heer, das sich nach schweren Ver-
lüften zurückziehen mußte. Trotzdem blieb der Mut Friedrichs unge-
brechen; schon nach elf Tagen stand er in Schlesien, reinigte es von
den Feinden und kehrte nach Sachsen zurück, wo er überwinterte.
d) Kunersdorf. Im Jahre 1759 vereinigten sich die Russen und 1759
Österreicher bei Kunersdorf, Frankfurt a. O. gegenüber. Das feind-
liche Heer war dem preußischen sast um das Doppelte überlegen und stand
auf wohlverschanzten Höhen; trotzdem griff Friedrich es an, er erlitt
aber eine furchtbare Niederlage. Fast alle Generale wurden verwundet,
auch Seydlitz, die Kanonen waren verloren. Dem Könige selbst wurden
zwei Pferde unter dem Leibe erschossen,- dennoch wollte er nicht weichen.
„Kann mich denn keine verwünschte Kugel treffen?" hörte man ihn rufen;
fast mit Gewalt mußte man ihn vom Schlachtfelde entfernen. Auf dem
Rücken eines Offiziers schrieb er an seinen Minister in Berlin: „Alles
ist verloren, retten Sie die königliche Familie, Adieu für immer!" Aber
auch der russische Feldherr mußte angesichts seiner großen Verluste sagen:
„Noch ein solcher Sieg, und ich muß mit einem Stabe in der Hand
nach Petersburg wandern, um ihn zu verkünden." Preußen wurde nur
durch die Uneinigkeit der Feinde gerettet. Keiner wollte zugunsten des
anderen vorrücken; endlich zogen sich die Russen nach Polen, die Öfter-
reicher nach Schlesien zurück. Friedrich wandte sich nach Sachsen; fast
alle Unternehmungen dieses Jahres waren ihm mißglückt, nur Ferdinand
von Braunschweig hatte bei Minden die Franzosen völlig geschlagen.
e) Die letzten Kämpfe. Friedrichs Heer war immer mehr zu-
sammengeschmolzen, und die neuangeworbenen Krieger waren jung und
wenig geübt; dennoch verlor der Heldenkönig den Mut nicht. Russen
und Österreicher zogen gemeinsam nach Berlin und plünderten es; sowie
aber der König seiner Hauptstadt zu Hilfe eilte, zogen die Feinde eiligst
davon, und Friedrich konnte sich wieder gegen Daun wenden, der Sachsen
fast ganz erobert hatte und auf dem Wege nach Magdeburg war. Fried-
rich konnte Sachsen nicht entbehren; er griff deshalb den Feind an, der
sich auf den Höhen von Torgau verschanzt hatte, und es erfolgte die ijgo
blutigste Schlacht des ganzen Krieges. Friedrichs Truppen hatten einen
weiten Umweg machen müssen und kamen erst spät, dazu nicht gleich-
zeitig an den Feind, konnten deshalb auch nicht den geringsten Vorteil
erringen. Daun fertigte schon einen Siegesboten nach Wien ab; aber
als es bereits dunkel wurde, griff Zieten den Feind von einer anderen
Seite an und gewann einen glänzenden Sieg. (1760.)
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