Full text: Für die Klassen III - I (Teil 3)

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B. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart. 
dem Neuen Palais bei Potsdam, bringen, und dort, wo er geboren 
war, sollte er auch seinen Atem aushauchen. Seine Kräfte nahmen 
mehr und mehr ab, und er hatte schwer zu leiden- aber er litt wie ein 
Held. „Furchtlos und beharrlich", diesem seinem Wahlspruch ift 
Kaiser Friedrich treu geblieben, sowohl im Gewühl der Schlacht als 
auch auf seinem Schmerzenslager. Als Kronprinz Wilhelm traurig an 
dem Krankenlager seines Vaters stand, der nicht mehr sprechen konnte 
schrieb ihm dieser auf einen Zettel: „Lerne leiden, ohne zu klagen- 
^1888 bQS ^ ba§ ein^9e/ was ich dich lehren kann!" Am 15. Juni 
1888 verschied er sanft im Kreise seiner Lieben. Ganz Deutschland war 
von der Trauerbotschaft erschüttert. Kaiser Friedrich, der große Dulder, 
hat nur 99 Tage regiert. Innerhalb weniger Monate hat das deutsche 
Volk zweimal seinen Kaiser verloren. 
20. Kaiser Wilhelm II.; seit 1888. 
1859 a) fugend und Familienleben. Unser Kaiser ist am 27. Januar 
1859 als das älteste Kind Kaiser Friedrichs III. geboren. Mit un¬ 
ermüdlicher Sorgfalt überwachten die Eltern die Erziehung ihrer Kinder. 
Vor allem sollte der Kronprinz lernen, eine wie große Verantwortung 
ein regierender Fürst zu tragen, welche schweren Pflichten er zu er- 
füllen habe. Deshalb sandten die Eltern ihn und seinen Bruder Hein- 
rich gleich nach der Konfirmation auf das Gymnasium zu Kassel. Dort 
wurden beide Prinzen gerade so behandelt wie die übrigen Schüler. 
Nachdem Prinz Wilhelm die Abgangsprüfung bestanden hatte, studierte 
er zwei Jahre auf der Hochschule in Bonn. Nach seiner Rückkehr zu den 
Eltern suchte er sich diejenigen Kenntnisse zu erwerben, die er als König 
und Kaiser zur Verwaltung des Landes besitzen mußte. Er nahm Unter- 
richt bei den tüchtigsten Beamten und arbeitete auch selber mit Schon 
seit dem zehnten Lebensjahre war er Offizier- jetzt trat er wirklich in 
das Heer ein und tat Dienst wie jeder andere Offizier. So tüchtig 
vorbereitet, konnte Prinz Wilhelm wiederholt seinen hochbetagten Groß- 
vater und später seinen erkrankten Vater vertreten oder ihnen einen Teil 
ihrer Arbeiten abnehmen. 
Am 27. Februar 1881 vermählte sich Prinz Wilhelm mit Auguste 
Viktoria von Schleswig-Holstein-Augustenburg, der Tochter des Her- 
zogs Friedrich von Anguftenburg (S. 186). Sie ist am 22. Oktober 
1858 aus dem Gute Dölzig in der Niederlausitz geboren,- als sie sechs 
Jahre alt war, siedelte sie mit ihren Eltern nach dem Schlosse Prim- 
kenau tu Schlesien über. Gleich bei ihrer Verlobung auf Schloß Babels- 
berg und bei der Vermählungsfeier in Berlin gewann die Prinzessin
	        
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