Object: Geschichte der Provinz Sachsen

3. Die Besiedelung des Landes. 
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dem Worte „Hag" liegt auch der Begriff „Einfriedigung". Ur¬ 
sprünglich bedeutet es „Dornstrauch"; weil aber der Dornstrauch 
häufig zu Einfriedigungen benutzt wurde, verstand man schließlich die 
Einfriedigung selbst darunter. Mit Hag gleichbedeutend ist „Gehege". 
Auch zu „Hahn" hat sich Hag umgeändert; sogar „Heide" hängt oft 
damit zusammen, wie z. B. in Heidenköpfe, Heidenroiese, Heideseld. 
4) Bühl ^ Hügel, Berg; namentlich kommt der Name in Zu¬ 
sammensetzungen vor, wie Hohlnngsbühl, Nonnenbühl. Auch in Biel 
und Beil ist er umgeändert. 
Auf die frühere sumpfige Beschaffenheit des Bodens beziehen sich die 
Namen Riet, Bruch, Brühl, Sumpf, Moor, Moos. Auch „—sal" 
und sol" weisen daraus hin, wie z. B. der Ortsname „Sollstedt" oder 
die Flurnamen „Sohle", „Suhl", „Sieht", „Saale". Auch „siek", 
„siech", „born" weisen auf quellenreiche Niederungen hin. 
3. Die Keftedelung des Landes. 
A. Die Völkerschaften. 
1. Die Hermunduren. Wir können nach dem Vorhergehenden 
für unsere Gegenden einen ununterbrochenen Zusammenhang der Be¬ 
wohner der jüngeren Steinzeit mit denen der geschichtlichen Zeit 
annehmen. Als älteste Bevölkerung Thüringens haben wir die 
Hermunduren anzusehen. Sie wohnten nördlich von der Donau 
bis in die Altmark hinein. Den mittleren Teil dieses großen Gebietes, 
das Land zwischen Thüringerwald und Harz, haben sie dauernd im 
Besitz behalten. Allerdings der Name „Hermunduren" verschwindet 
im 4. Jahrhundert schon; dafür erscheint um die Mitte des 5. Jahr¬ 
hunderts der Name Thüringer. Ein Meister der Veterinärkunde, 
Renatus, und ein Dichter, Apollinarius Sidonius, sind die ersten, 
die uns ihn in seiner ältesten Form „Toringns" überliefern; jener 
rühmt die treffliche thüringische Zucht einer besonders ausdauernden 
Pferderasse, dieser nennt die Thüringer mit in den Heerhaufen, welche 
mit Attila auf das katalauuische Feld ziehen. Im 6. Jahrhundert 
begegnet uns der Name „Thoringeri" in dem Sendschreiben des 
Ostgotenkönigs Theodorich an den Thürinsserkönig Jrminfried 
gelegentlich dessen Verheiratung mit Amalaberga (f. S. 13). Ganz 
spurlos ging freilich die Völkerwanderung auch an dem alten Her¬ 
mundurenstamm nicht vorüber, er erhielt Zuwanderung von anderen 
deutschen Stämmen; aus der Vermischung mit ihnen ging dann das 
Thüringervolk hervor. Der wichtigste Zufluß kam von Norden her 
durch die Angeln und Warnen. Die Angeln hatten ursprünglich 
im heutigen Jütland gewohnt; ein Teil von ihnen war nach England 
hinübergezogen, das von ihnen den Namen erhielt, und ein anderer
	        
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