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Kolumbus.
dunkles Ereignis hin. Es heißt darin: „Ihr wart wegen gewisser Dinge, in
die Ihr verwickelt wart, von unseren Behörden bedroht.1) Das soll alles
vergessen sein. Wir sichern Euch freies Geleit zu."
Aber Kolumbus folgte diesen Lockungen nicht. Und wenn er auch noch
jahrelang warten mußte, so war ihm die Aussicht doch nicht völlig abge-
schnitten. Er wurde nur auf bessere politische Zeiten vertröstet. Schon dadurch,
daß er die Ausbreitung des heiligen Glaubens mehr betonte, gewann er die
spanische Geistlichkeit für sich. Die zur Prüfung des Planes, den Kolumbus
ausführen wollte, einberufene Kommission konnte sich in Salamanca nicht gleich
schlüssig machen; man vertagte die Angelegenheit bis auf weiteres. Die Ver-
zögerung durste ohne Nachteil eintreten, da um dieselbe Zeit nach der Ent¬
deckung des Kaps der Guten Hoffnung, auch in Portugal die weitere Erforschung
des Seeweges nach Indien ins Stocken geraten war.
Als aber Jahre vergingen, dachte Kolumbus daran sein Glück in Frank-
reich oder England zu versuchen; indes war es ihm doch nicht so ernst damit,
daß er darum seine dienstliche Stellung in Spanien aufgegeben hätte. Endlich
als die letzte maurische Stadt, Granada, in die Hände der spanischen Majestäten
Ferdinand und Jsabella fiel, nahte auch für Kolumbus die Stunde der Erlösung
aus dem peinlichen Harren. Die Königin Jsabella von Kastilien war dem
ganzen Plane von Anfang an mit größerem Wohlwollen entgegengetreten als
der kühler berechnende Ferdinand; aber auch sie wäre vor den maßlosen Forde-
tungen, die Kolumbus sich als Lohn für ben Erfolg ausbedang, zurückgetreten,
wenn sie nicht am Ende doch noch wieder durch dringliche Vorstellungen von
Geistlichen umgestimmt worden wäre. So gab sie nach und unterzeichnete am
17. April 1492 den Vertrag, wonach Kolumbus sich nicht bloß Standeserhöhung
und Ab Mirale würde sondern auch den Rang eines Vizekönigs in den neuen
Ländern ausbedang.
B.
Die Ausrüstung der drei kleinen Schiffe, von denen zum erstenmal der
Ozean 'durchschnitten werden sollte, erfolgte in dem kleinen Hafen von Palos.
Die einflußreiche Schifferfamilie der Pinzone nahm sich der Aufgabe mit
solchem Eifer an, daß sie durch ihren Rat und ihr Beispiel die wesentlichste
Stütze der Expedition wurde. Die beiden Brüder Martin Alonso und
Vicente 3)ane§ Pinzon, die unter Kolumbus die Begleitschiffe Pinta
und Nina führten und dem Hauptschiffe, der Santa Maria, folgten, waren
sehr erfahrene und unternehmende Seeleute. Sie zeigten sich bei manchen
Gelegenheiten entschlossener als Kolumbus selbst und wurden oft von ihm um
Rat gefragt.
x) Vermutlich handelte es sich darum, daß sich Kolumbus auf unrechtmäßige
Weise in den Besitz der Karte Toscanellis gesetzt hatte.