Full text: Lehrbuch der bayerischen Geschichte

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erbliches Eigenthum an, waren Selbstherrscher geworden, 
und umgaben sich, gerade wie die Bischöfe, mit Lehensleu¬ 
ten. Dadurch wurde die Macht des Herzogs außerordent¬ 
lich beschränkt. — Die Bevölkerung theilte sich noch immer 
in Freie und Leibeigene; diese letzteren konnten jedoch durch 
Erwerbung eines Eigenthums ihre Freiheit ekkaufen. — In 
mehr als 120 Klöstern in Bayern pflanzten sich Wiffen- 
schaften und Künste fort. Mit unsäglicher Mühe wurde 
das Bücherabschreiben mit Schönschreibekunst und Malerei 
getrieben, und was von Wichtigkeit in der Welt geschah, 
wurde in Jahrbücher aufgezeichnet Hervorragend durch 
kunstsinnige Mönche waren die Klöster Niederaltaich (Bild¬ 
hauer, Maler, Mechaniker) und Tegernsee (Glasmalerei und 
Glasfabrikatton). 
Wenn auch die Kreuzzüge ihren vorgesteckten Zweck, 
nemlich Eroberung und Behauptung des heiligen Lan¬ 
des, nicht erreichten, so trugen sie doch zur Erziehung und 
Bildung des Menschengeschlechtes außerordentlich viel bei. 
Sie bewirkten eine engere Verbindung der Völker Euro¬ 
pas und einen lebhaften, nützlichen Verkehr mit dem 
Morgenlande. Dadurch wurden die geistigen Kräfte mehr 
angeregt und gebildet, die Ansichten ausgetauscht, der Kreis 
der Kenntnisse erweitert, Landwirthschaft, Künste, Han¬ 
del und Schifffahrt machten schnellere und größere Fort- 
, schritte, als bisher; auch die Wissenschaften gewannen, be¬ 
sonders die Dichtkunst, Länder - und Sprachenkunde. Einen 
wohlthätigen Einfluß äußerten sie auf den unbändigen und 
mächtigen Adel und auf die Ausbildung des Städtewesens. 
Dritte Periode. 
Bayern unter erblichen Hersagen aus dem Wittets- 
bachifchen Haufe bis zur Einführung des Erstgeburts- 
Rechtes (1180—1508.) 
. A. Die drei ersten Wittelsbachcr : Otto I., Ludwig der 
Kelheimcr und Otto II. vermehren den Besitz ihres 
Landes und die Macht ihrer Würde (1180 — 1253). 
An Otto von Wittelsbach (1180—1183) hatten 
die Bayern wieder einen Fürsten aus dem alten Stamme
	        
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