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Auffindung des Seeweges nach Indien. 
folgendermaßen gestaltet: Die indischen oder arabischen Großkaufleute brachten 
ihre Waren von Kalikut, dem Hauptstapelplatze Indiens an der Malabarküste, 
zu Schiff bis Aden oder Djedda^). Hier übernahmen sie arabische Händler um 
sie über Land nach Alexandria zu verfrachten, wo die Venezianer sie vielfach 
im Tausche gegen europäische Waren erwarben. Weiter ging es dann nach der 
Königin der Adria, die damit zum Mittelpunkte des gesamten europäischen 
Gewürzhandels wurde: ein Zustand, der sich um so drückender gestaltete, je 
länger er dauerte. 
Neben dem Bedürfnis nach Gewürzen entwickelte sich in der Zeit des 
15. Jahrhunderts bald auch das nach Vermehrung der Metallschätze. Die großen 
Fortschritte des Gewerbes und des Handels, die schweren und langen Kriege 
machten die Auffindung neuer Silber- und Goldquellen notwendig. Die 
deutschen Kaiser befanden sich ewig in Geldverlegenheit; sie und alle Welt 
mußten zu Zinssätzen borgen, die nachgerade unerträglich erschienen. Die reichen 
Bankiers, die Medici, die Fugger, sogen die Welt durch ihre Barmittel aus und 
wurden mächtiger als gekrönte Häupter. In den Burgen des Hochadels, in 
den Palästen der reichen Bürger bargen die Schatzkammern kostbare Geräte; 
die Frauen behängten sich über und über mit Schmuck. Gewürze und Gold 
bildeten aVo die Losung der Welt. Kühn trat der pfadfindende Kapitän ans 
Steuer und neben ihm stand der zähe, berechnende Kaufmann. 
Das Hauptgewürzland war Indien; für besonders goldreich galten die 
sagenhaften Inseln Antilia und das nicht minder rätselhafte Guinea, welches 
man irgendwo im Süden Afrikas vermutete. Auf diese Ziele mußte sich also 
das Streben der Entdecker richten. Die ganze Handelsstraße von Europa nach 
Indien, die durch Asien führte, befand sich in den Händen der Araber. Mit 
Entrüstung sah man diese Feinde der Christenheit ungezählte Millionen im 
Zwischenhandel erwerben. Aber immerhin ließ sich mit ihnen verkehren. Das 
wurde anders, als die wilden und gewalttätigen Türken vordrangen und 
endlich sogar Konstantinopel eroberten, den Treffpunkt dreier Weltteile. Damit 
war die Möglichkeit des ferneren Levantehandels schwer bedroht. Es galt 
einen neuen Weg zum Ziele zu suchen. Als solcher erschien die Um- 
schiffung Afrikas am natürlichsten und benutzbarsten. Gelang sie, so be- 
durfte man der Muselmanen nicht mehr und der Handelsgewinn gelangte in 
christliche Hände. Dabei stellte man sich den Weg kürzer vor, als er war, in 
dem Glauben, daß Afrikas Gestalt mehr in die Breite als in die Länge gehe. 
Dicht hinter dem Wüstengürtel, dachte man, biege die Küste ab nach Osten. 
Die Zeit begünstigte große Reiseunternehmungen; denn die furchtbaren 
Kämpfe gegen die Ungläubigen in Europa näherten sich ihrem Ende. Portugal 
O Der Hafenstadt von Mekka.
	        
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