Ferdinand Cortes. 
39 
lctner1) für seine Partei zu gewinnen wußte. Aber der romantische Zug, der 
der ganzen spanischen Ritterschaft jener Zeit im hohen Grade eigen war, ließ 
ihn auch nach der Eroberung des Aztekenreiches noch nicht zur Ruhe kommen. 
Der Gedanke einer mittelamerikanischen Meerenge, welche sein Neuspanien un¬ 
mittelbar an die Hauptstraße des beginnenden Weltverkehrs verlegen sollte, trieb 
ihn nach Honduras und Kalifornien. Und erst als ihm die Weiterführung 
dieser freilich fruchtlosen Unternehmungen versagt wurde, zog er sich von dem 
Schauplatz seiner Tätigkeit zurück. Die Anerkennung aber seiner Verdienste um 
die spanische Krone findet ihren bedeutsamen Ausdruck in dem Wappen, das 
ihm sein König Karl verlieh. Das Wappenschild des Marques de Valley 
umfaßt vier Mittelfelder, rechts oben den kaiserlichen doppelköpfigen, schwarzen 
Adler, darunter rechts unten einen goldenen Löwen in rotem Felde, um den 
Löwenmut des Cortes anzudeuten. Links oben zeigten sich drei goldene Kronen 
auf schwarzem Grunde; sie stellten die drei mexikanischen Königes vor. Im 
letzten Felde, links unten, erschien die Stadt Mexiko. Rings um den vier- 
feldigen Mittelschild standen die Köpfe von sieben bezwungenen Fürsten im 
goldenen Felde, durch eine goldene Fessel aneinander gekettet. So waren seine 
Taten auf dem Wappenschilde verherrlicht. Wenn ihm in späteren Jahren die 
Verwaltung von Neuspanien entzogen wurde und nur das Heer untergeben 
blieb, so liegt die Ursache dieser für Cortes demütigenden Maßregel der Re- 
gierung wohl weniger in dem Einfluß der Verleumdungen und Ränke seiner 
Feinde als in der Erwägung, daß Cortes sich durch einen ungesetzmäßigen 
Schritt von dem Statthalter von Euba losgerissen hatte und daß man für die 
Folgezeit diesen hochverräterischen Ungehorsam nicht gutheißen wollte. Dessen- 
ungeachtet bleibt Cortes eine der anziehendsten Gestalten in der Geschichte der 
spanischen Eroberungen. 
x) Der Name Tlaskala bedeutet Brotland, weil hier bedeutender Maisbau ge¬ 
trieben wurde. Die den Azteken stammverwandten Tlaskalaner standen nicht unter 
einem König, sondern bildeten eine Art Bundesstaat, dessen vier Fürsten sämtlich in der 
Hauptstadt wohnten. In heftigen Kämpfen mit den Azteken hatten sie sich auf ihrem 
Gebiet, der Hochebene östlich von Mexiko, behauptet und ihre Freiheit bewahrt. Den 
eindringenden Spaniern setzten die Tlaskalaner anfangs den heftigsten Widerstand ent¬ 
gegen; Cortes schätzte die Zahl ihrer Krieger auf 100000. Aber nach mehrtägigem 
verzweifeltem Ringen gewannen die Spanier, hauptsächlich durch ihre Kanonen, einen 
entscheidenden Sieg (im Herbst 1519); die Tlaskalaner nahmen nun das Freundschafts- 
anerbieten des Siegers an und schlössen nicht nur Frieden mit ihm sondern sogar ein 
Bündnis wider den gemeinsamen Feind, die Azteken. 
2) Schon 152-2 war Cortes von Karl V. zum Marques de Balle (nämlich Oaxaca) 
ernannt worden, wobei ihm in diesem schönsten Teile Neuspaniens große Ländereien 
als Eigentum überwiesen wurden. 
3j Montezuma (1502—1520),- dessen Bruder, der nur wenige Monate regierte, und 
Quauhtemotzin (Guatemotzin), der Neffe der beiden vorhergehenden Könige,' der 1525 
auf Befehl des Cortes hingerichtet wurde.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.