Die Besitzergreifung Britanniens durch die Germanen.
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Charakter wie im 13. und 14. Jahrhundert die Besiedelung des slavischen
Ostens, an der auch vorzüglich Niederdeutsche beteiligt sind; man kann sie
am besten als eine in umfassendem
Maßstabe vor sich gehende Kolo-
nisation bezeichnen.
Alle Stände waren an der Besitzergrei-
fung beteiligt, die Freien ebenso wie der
Adel mit seinen Hörigen und Knechten.
Dementsprechend treffen wir bei den Angel-
sachsen dieselbe ständische Dreiteilung wie
daheim bei den Sachsen: den Adel, die
Eorls; die Freien, die Ceorls; die Hörigen,
die Säten. Die Ansiedelung selbst erfolgte
in feindlichem Gegensatz zu den britischen
Bewohnern des Landes, d. h. auf gewalt-
same Weise; demgemäß ist an eine Land¬
teilung nicht zu denken. Gewiß waren in
den schlimmen Jahrzehnten der ausgehenden
Römerherrschaft weite Strecken des Landes
verwüstet und verödet; sie wurden wohl
v-förmige Fibel aus Bronze. ^. . aY «>.
Angelsächs. Schmuckgerät. tn erster Llme von den neuen Ankomm-
(Aus Hellwa'.ds Kulturgeschichte.) lingen in Beschlag genommen. Soweit
damit das Bedürfnis nach Land nicht befriedigt war, deckte man es ein-
fach auf Kosten der bisherigen Eigentümer.
schon die kolonisatorische Art der Wände-
rung mit sich brachte, die Zahl der neuen
Ansiedler nicht allzu groß: von einer aus-
nahmslosen Vernichtung oder Verdrängung
der Briten ist sicher vorerst nicht die Rede
gewesen. Schon bei der ersten Besitznahme
des Landes nahm man wohl auf die Standes-
unterschiede Rücksicht, so daß der Adelige einen
größeren Anteil erhielt als der einfache Freie;
diese ursprüngliche Ungleichheit des Besitzes
wurde dann später durch Vererbung, Teilung,
Veräußerung noch vergrößert. Immer mehr
entwickelte sich so eine Klasse von abhängigen
Freien, mit oder ohne Grundbesitz, die unter einem Schutzherrn (lilaford)
standen, der sie der Gemeinde und andern gegenüber vertrat.
Freilich war wohl, wie dies
Goldene Scheibenfib'ell.
Angelsächs. Schmuckgerät.
(Aus Hellwalds Kulturgeschichte.)