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Rom im frühen Mittelalter. 
Worte Saufria nannte, auf Pfeilern oder antiken Säulen ruhend, waren allgemein 
und erhielten sich lange in Rom. 
Einige der antiken Paläste mochten sich noch im zehnten Jahrhundert er- 
hatten haben, wenn auch durch Verfall und Verwandlung unkenntlich geworden. 
Andere burgartige Paläste waren neu entstanden und wohl immer auf den 
Fundamenten antiker Gebäude. Wenn es uns vergönnt wäre solche mittel- 
alterliche Paläste, z. B. die Kaiferburg Ottos III., zu sehen, so würden wir 
Gebäude von roten Ziegelmauern vor uns haben, wunderlich mit alten Konsolen 
und Friesen verziert und von römischen Bogenfenstern mit ihren kleinen Säulen 
durchbrochen, wie es noch die Bauweise an der sog. Casa di Crescenzio zeigt, 
dem ältesten Privatgebäude, das in Rom bekannt ist. Die antiken Monumente 
liehen den schönsten Schmuck zu den Kirchen und Palästen her, und wenn wir 
noch heute in den ältesten Bezirken Roms über die vielen oft herrlichen Säulen 
korinthischen und jonischen Stils uns verwundern, die als Wandpfeiler in die 
elendesten Häuser eingemauert sind, so mag man sich vorstellen, wie im zehnten 
Jahrhundert fast alle Häuser der Stadt mit Resten des Altertums ausgestattet 
waren. Könnten wir einen jener mittelalterlichen Paläste betreten, so würden 
wir in feinen römisch gewölbten Zimmern manchen antiken Mosaikboden gewahren, 
antike Vasen und Gefäße, doch kaum eine Statue aufgestellt sehen und wir 
würden von Arbeiten der Zeit die mit goldenem Bildwerk überzogenen Ruhe- 
lager bestaunen, bedeckt mit den Seidenbrokaten des Orients. Die Ausstattung 
dieser Zimmer mit schwerfälligen Möbeln in Goldschnitzerei, mit Sesseln, die 
noch an das Antike streiften, mit bronzenen Kandelabern, mit Schreinen, worin 
kostbare goldene Becher oder silberne Mischkrüge und Trinkmuscheln prangten, 
läßt sich aus den Mufiven und Miniaturen jener Zeit erkennen; deutlich kann 
man ersehen, daß die Luxusmode wesentlich von Byzanz die phantastische Form, 
die arabeskenartige Buntheit und die musivische Verzierung entlehnte. 
Die Menge der alten Bauwerke war damals noch sehr groß. Die meisten 
Triumphbogen, Säulenhallen, Theater, Thermen und Tempel standen noch als 
herrliche Ruinen da und zeigten dem lebenden Geschlecht auf jedem Schritt die 
Größe der Vergangenheit, die Kleinheit der Gegenwart. Und nur aus diesem 
das ganze Mittelalter hindurch die Stadt beherrschenden antiken Charakter Roms 
erklären sich viele geschichtliche Erscheinungen. Seit Totila hatte kein Feind 
Rom beschädigt; aber weder Kaiser noch Päpste schützten mehr die Monumente. 
Schon Karl der Große hatte Säulen und Skulpturen aus Rom nach Aachen 
geführt, und die Päpste, welche die größten Denkmäler Roms zuerst als Eigen- 
tum des Staates betrachteten, hatten bald weder Sinn noch Zeit oder Macht 
sich darum zu bemühen. Die Plünderung Roms wurde den Römern freigegeben; 
die Priester schleppten Säulen und Marmor in ihre Kirchen, die Adeligen, 
selbst die Äbte, führten Türine aus antiken Prachtmonumenten auf, die Bürger
	        
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