Metadata: Johann Vasmer von Bremen (4)

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Mißmutig kehrte er eines Abends in seine Herberge 
zurück. Seine Hoffnung war beinahe am Erlöschen, denn 
er war seinem Ziele während seines langen Aufenthaltes 
in Basel auch nicht um einen Zoll näher gerückt, ja er 
schien demselben ferner zu sein als jemals. Er begann 
einzusehen, daß, so lange der Kaiser in Basel sei, an eine 
Erledigung seiner Angelegenheit nicht zu denken war, 
und seine einzige Hoffnung blieb, daß derselbe diese 
Stadt bald verlassen würde; denn das Konzil neigte 
seinem Ende zu und viele der Großen ves Reiches, auch 
die Führer der Hussiten, waren bereits wieder abgereist. 
In einer andern Stadt, so dachte er, wo nicht so viele 
Zerstreuungen, nicht so viele Geschäfte und Sorgen den 
Geist des Monarchen zersplitterten uud in Anspruch 
nahmen, würde er vielleicht mehr Erfolg haben. Würde 
er aber auch dort vergebens au die Thür des Kaisers 
klopfen, fo wollte er fernere Versuche aufgeben und weit 
außer Landes reisen, um dort unter fremdem Namen ein 
neues Leben zu beginnen. Selbst die süßeste Hoffnung 
seines Lebens, einst mit Gerda vereint zu sein, wollte er 
alsdann aufgeben, denn er wagte es nicht, der Jungfrau 
wieder unter die Augen zu treten, wenn er das Ziel, 
wozu sie einst ihn begeistert hatte, nicht erreichen konnte. 
Mit diesen trüben Gedanken beschäftigt, warf er sich in 
der Herberge auf sein Lager, um im kurzen Schlummer 
für eine Zeitlang seines Leides zu vergessen. Da hatte 
er ein eigentümliches Gesicht. Er sah seinen Vater, wie 
er ihn zuletzt in seinem Kerker im Hurrelberge gesehen 
hatte, mit bittender Geberde die Hände gegen ihn aus¬ 
strecken, und in den Augen des Greises las er den Vor¬ 
wurf, daß immer noch nicht, obgleich schon Jahre ver¬ 
gangen waren, sein Name von dem anklebenden Makel 
des Hochverrates gereinigt war. Näher trat die Gestalt 
an seht Lager, und nun hörte er die Stimme des Vaters, 
der ihm zurief: „Mein Sohn, mein Sohn, vergiß nicht, 
was Du mir und meinem Namen, der auch der Deinige 
ist, schuldig bist. Laß nicht ab von Deinen Bemühungen, 
unsern Ehrenschild wieder blank zu polieren, wie er es
	        
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