Rom im dreizehnten Jahrhundert. 
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sich überaus prachtvoll darstellt, als die schönste Ruine des Mittelalters die 
Stadt königlich überragt und als ausdruckvollstes Wahrzeichen an die guelfische 
und ghibellinische Epoche Roms gemahnt. Der Turm steht auf dem quirinalischen 
AbHange über dem Trajansforum. Seine Erbauungszeit ist ungewiß; sein 
römischer Stil und sein dem Grafenturm ähnliches Mauerwerk sprechen für die 
Zeit Jnnocenz' III. oder Gregors IX. (1227-1241). Er stieg aus seinem 
breiten und hohen Unterbau als ein viereckiger Koloß empor, verbunden mit 
einem zinnengekrönten Kastell, einer vollständigen Burg. Er ist wohl auf einem 
alten Bauwerk errichtet worden, das vielleicht eine militärische Station der 
Kaiserzeit war. In der letzten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts gehörte er 
den Anibaldi, von welchen er an die Gaetani kam. Sein Besitz galt für so 
wichtig, daß seine Herren von ihm, wie von einer Varonie, den Titel führten; 
wahrscheinlich hatten sie auch das Recht in dieser großen Stadtfestung Kriegs- 
volk zu halten. Jene beiden Türme sind die Denksäulen des römischen Mittel- 
alters, wie die Säulen der Kaiser Trajan und Antonin die Denksteine der 
römischen Kaiserzeit, merkwürdige Wahrzeichen der Stadt, welche deutlicher als 
Geschichten die unbändige Kraft jenes Jahrhunderts aussprechen. Als sie in 
nur mäßiger Entfernung voneinander vollendet dastanden, mußten sie von 
gewaltiger Wirkung sein. Sie überragten ganz Rom, schon in Meilenweite ficht- 
bar, wie heute die Kuppel von St. Peter. Diese Turmkolosse geben das ent- 
schiedenste Zeugnis vom römischen Wesen, welches im Mittelalter blieb, wie es im 
Altertum gewesen war. Kein Formensinn, kein Gefühl für Belebung der Massen, 
wie bei den Toskanern, zeigt sich hier: nur finstere und majestätische Kraft. 
Die Reihe der genannnten Adelsburgen enthält die Namen aller großen 
Geschlechter Roms aus jener Zeit; es fehlt darunter das jüngste des dreizehnten 
Jahrhunderts. Die Gaetani hatten wohl Paläste, aber keine Stammburg in 
Rom; aber um dieselbe Zeit, da sie Herren des Turmes der Milizen wurden, 
legten sie vor dem Tore Sebastian die merkwürdige Festung Capo di Bove auf 
der appischen Straße an. Dies Kastell erhielt diesen Namen von seinem Kern 
und Mittelpunkt, dem Grabmal der Cacilia Metella, der Gemahlin des Crassus; 
denn dieses herrliche Mausoleum hieß schon im grauesten Altertum von den 
Stierschädeln auf seinem Gesims Capo di Bove. Der Graf Petrus Gaetani 
legte dort ein Kastell an um von hier aus die Bewegungen der Colonna zu 
überwachen, mochten sie aus ihren Campagnaschlössern auf der lateinischen oder 
appischen Straße heranziehen. Die Reste dieser bald darauf erweiterten Festung 
stehen noch heute aufrecht; das Material des Bauwerks ist der Tuff von Albano; 
seine schwarze Farbe und die kleinliche mittelalterliche Architektur stehen in 
grellem Gegensatz zur Majestät des aus gelben Travertinquadern aufgeführten 
Grabmals, über dessen Gesims jene Tuffsteine aufgemauert sind um das 
Mausoleum in einen Turm mit Zinnen zu verwandeln.
	        
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