9. Überblick über die wichtigsten Ereignisse in den Hauptstaaten. 
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gewiesen wurde, erklärte er der Türkei den Krieg. England und Frankreich 
traten auf die Seite der Türken, Österreich und Preußen blieben neutral. 
Bemerkenswert in diesem Feldzuge ist die von den Franzosen mit 
großer Tapferkeit ausgeführte Eroberung des Kriegshafens Sewastopol 
auf der Halbinsel Krim und die Erstürmung des Malakowtnrmes. 
Die Russen retteten ihre Waffenehre durch die Einnahme der starken 
armenischen Festung Kars. 
Nach dreijährigem Kampfe wurde 1856 zu Paris der Friede ge¬ 
schlossen. Rußland gab Kars zurück, erhielt dafür das verlorene Se¬ 
wastopol; das Schwarze Meer wurde den Handelsschiffen aller Völker 
geöffnet; Rußland verpflichtete sich, im Schwarzen Meere nicht mehr 
Kriegsschiffe zu halten als die Türkei, auch wurde den russischen Kriegs¬ 
schiffen die Fahrt durch den Bosporus und die Dardanellen untersagt. 
Die christliche Bevölkerung der Türkei wurde unter den Schutz der Gro߬ 
mächte — nicht Rußlands allein — gestellt; der Sultan sicherte ihnen 
gleiche bürgerliche Rechte wie den mohammedanischen Untertanen zu. 
Frankreichs Kriegsruhm war durch den Krimkrieg bedeutend gestiegen, 
der russische gesunken. Rußland hatte Hilse von Österreich erwartet als 
Gegenleistung für die Unterstützung bei der Niederwerfung des ungarischen 
Aufstandes. Die österreichisch-russische Waffenfreundschaft, die die preußische 
Regierung stets gehemmt und zu dem Vertrage von Olmütz genötigt hatte, 
war in die Brüche gegangen. 
Englands auswärtige Politik hat große Erfolge zu verzeichnen, die 
auch den übrigen Mächten teilweise zugute gekommen sind. Ihr ist zu 
danken, daß China einige Häfen dem europäischen Handelsverkehr öffnete. 
Die Veranlassung dazu ist nicht rühmlich. Der Vizekönig von Kanton in 
China hatte ein strenges Verbot gegen den Opiumhandel erlassen. Seitdem 
wurde Opium durch englische Schiffe eingeschmuggelt. Dies veranlaßte die 
chinesische Regierung zu einem Edikt, das die Auslieferung aller Opium¬ 
kisten anordnete. Englische Kaufleute wurden gezwungen, über 2000 Kisten 
Opium in den Kantonfluß zu werfen; zugleich wurde aller Handelsver¬ 
kehr mit England abgebrochen. Daher entstand 1840 der sogenannte 
Opiumkrieg, in dem die Chinesen schließlich unterlagen. Im Frieden 
mußte China 1841 Hongkong an England abtreten und fünf Häfen dem 
englischen Handel öffnen. Chinesische Übergriffe gegen fremde Kaufleute 
führten 1857 einen neuen Krieg Englands und Frankreichs gegen 
China herbei. In den Friedensbedingungen wurde beiden Nationen freier 
Handel zugestanden, die Duldung des Christentums und Zulassung von 
englischen und französischen Gesandtschaften am Hofe zu Peking ausbe¬ 
dungen. Mit Japan wurde 1860 ein Handelsvertrag geschlossen, der 
auch dieses Land dem englischen Handel öffnete. 
In Indien hatte eine Vereinigung von Kaufleuten, Ostindische 
Kompanie genannt, den Handel beherrscht und das Land im Einver-
	        
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