Full text: Lesebuch für die Oberklassen katholischer Volksschulen in Elsaß-Lothringen

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Krankheit, am 28. Januar 814, starb er zu Aachen, nachdem er 
46 Jahre König der Franken gewesen war und 14 Jahre die Kaiser— 
krone getragen hatte. 
Sein Leichnam wurde in die Kirche getragen, die er in Aachen 
zu Ehren der heiligen Jungfrau auf eigene Kosten erbaut hatte. Hier 
wurde er beigesetzt an demselben Tage, an welchem er gestorben war, 
und über dem Grab wurde ein vergoldeter Bogen mit seinem Bild 
und einer Inschrift errichtet. Die Inschrift aber lautete: Hier unten 
liegt der Leib Karls, des großen und rechtgläubigen Kaisers, der das 
Reich der Franken herrlich vergrößert und sechsundvierzig Jahre 
hindurch glücklich regiert hat. Er starb, ein Siebziger, im Jahre des 
Herrn 814 am 28. Januar. Nach Berger. 
10. Wie Kaiser Karl Schulvisitation hielt. 
1. Als Kaiser Karl zur Schule kam und wollte visitieren, 
Da prüft' er scharf das kleine Voll, ihr Schreiben, Buchstabicren, 
Ihr Valerunser, Einmaleins, und was man lernte mehr; 
Zuͤm Schlusse rief die Majestät die Schüler um sich her. 
Gleich wie der Hirte schied er da die Böcke von den Schafen; 
Zu seiner Rechten hieß er stehn die Fleißigen, die Braven. 
Da stand im groben Linnenkleid manch schlichtes Bürgerlind, 
Manch Söhnlein eines armen Knechts von Kaisers Hofgesind. 
Dann rief er mit gestrengem Blick die Faulen her, die Böcke, 
Und wies sie mit erhobner Hand zur Linken in die Ecke. 
Da stand im pelzverbrämten Rock manch feiner Herrensohn, 
Manch ungezognes Mutterkind, manch junger Reichsbaron. 
Da sprach nach rechls der Kaiser mild: „Häbt Dank, ihr frommen Knaben, 
Ihr sollt an mir den gnäd'gen Herrn, den gül'gen Vater haben; 
Und ob ihr armer Leute Kind und Knechtesöhne seid, 
In meinem Reiche gilt der Mann und nicht des Mannes Kleid.“ 
Dann blitz sein Blick zur Linken hin, wie Donner klingt sein Tadel: 
„Ihr Taugenichtse, bessert euch, ihr schändet euren Adell 
Ihr feinen Püppchen, trotzet nicht auf euer Milchgesichtl 
Ich frage nach des Manns Verdienst, nach seinem Namen nicht.“ 
Da sah man manches Kinderaug' in frohem Glanze leuchten 
Und manches stumm zu Boden sehn und manches still sich feuchten. 
Und als man aus der Schule kam, da wurde viel erzählt, 
Wen heute Kaiser Karl belobt, und wen er ausgeschmält. 
Und wie's der große Kaiser hielt, so soll man's allzeit halten 
Im Schulhaus mit dem kleinen Volk, im Staate mit den Alten: 
„Den Plah nach Kunst und nicht nach Gunst, den Stand nach dem Verstandl 
So steht es in der Schule wohl und gut im Vaterland. a. Gerot.
	        
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