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fest für ganz Deutschland, und fein Heimgang am 30. Juli 1898 weckte
Trauer weit über die Grenzen unseres Vaterlandes hinaus. In einem
schlichten Mausoleum, um das die Eichen des Sachsenwaldes rauschen fand
der gewaltige Recke seine Ruhestätte. Sein Sarg trägt die Inschrift- Er
war em treuer deutscher Diener Kaiser Wilhelms I." Wahllose Denkmäler
Standbilder und Bismarckstürme ehren schon jetzt sein Andenken
Helmut von Moltke war im Jahre 1800 zu Parchim in Mecklen-
bürg geboren, seiner Jugend war er dänischer Offizier, trat aber
bald m preußische Dienste. Der König erkannte feine hohe Begabung
und reihte ihn dem Großen Generalstab ein. Als nach dem qriechi-
faien Freiheitskampfe die Türkei daran ging, ihr Heer nach europäischem
Muster umzugestalten, sandte ibr die preußische Regierung einige Offiziere
die dem Sultan mit Rat und Tat zur Seite stehen sollten. Ru ihnen ge¬
hörte auch Moltke. 7 a
Im Jahre 1858 stellte ihn Prinzregent Wilhelm an die Spitze des
Großen General st ab s. Schon bei der Heeresreform wußte er seine
Ötlfe zu schätzen. Was Moltke konnte, zeigte sich aber erst recht, als er die
Plane für bie drei Feldzüge entwarf. Bei der Vorbereitung zum Kriege
war es feine Losung: „Erst wägen, dann wagen!" Im Kriege selbst handelte
er nach dem Grundsatz: „Getrennt marschieren und vereint schlagen!" und
führte fo die preußischen und später die deutschen Truppen von Sieg zu Sieg
Mit Recht nennt man ihn darum den „Schlachtendenker." König
Wilhelm ehrte ihn hoch, erhob ihn in den Grafenstand und ernannte ihn zum
Feldmarfchall. 0
Trotz aller Auszeichnungen, die ihm zuteil wurden, blieb Moltke doch
emfach und bescheiden. Nie liebte er es, viele Worte zu machen. Deshalb
hieß er auch wohl „ber Schweiger." Im Jahre 1891 starb der edle Mann
und wurde mit königlichen Ehren auf feinem Gute in Schlesien begraben.
Albrecht von Roon war aus Pommern gebürtig. 1859 berief
ihn der Prinzregent zum Kriegsminister. Er führte die Neuordnung
und Vervollkommnung unseres Heeres durch. Mit Recht zollte ihm darum
Konig Wilhelm nach ber Schlacht bei Sedan in einem Trinkspruch das Lob:
„Sie, Kriegsminister von Roon, haben unser Schwert geschärft."
Viel haben wir bieseit brei Helfern unb Fr.eunben bes großen Kaifers
^ sanken. Ohne ihre Treue unb Hingebung wäre bie Einigung Deutschlands
vielleicht bis heute ein schöner Traum geblieben.
II. Aaiser Friedrich III. 9. Mär? bis 15. 3uni M8.
1 Die Jugend des Kaifers. Auf Kaiser Wilhelm I. folgte fein Sohn
Friedrich III. Er war am 18. Oktober 1831, am Jahrestage ber Schlacht
bei Leipzig, geboren.
Der solbatisch strenge Vater sorgte für eine tüchtige militärische Er-
Ziehung, bie hochgebildete Mutter für eine gründliche wissenschaftliche Bildung.
Tüchtige Männer waren seine Lehrer. Mit bem achtzehnten Lebensjahre
begann Prinz Friedrich Wilhelm seine militärische Laufbahn. Beim