Full text: Karten und Skizzen aus der Geschichte des Mittelalters (Bd. 2)

Das Vordringen der Türken 
Nr. 21. 
Orsowa 
Widdin 
ikopoli 
1396 
Hilfszug Hun^adi u. Wlaäiajaw^"”' 
Kossowa 
. 1448 
O Sofia 
Philippopel 
Adna 
.A 
nehmbn deaVene“^*^ ^ ^ 
onstantinopel 
1453 
Marmora-Meer 
Saloniki 
1430 
Brussa 
1326 
A. tlien 
Das byzantinische Kaiserreich um 1350. 
« 14:40. 
Die zwei HilfszUge zur Rettung Konstantinopels. 
1396. Sigismund zieht mit 100 000 regellosen Streitern 
(Franzosen, Deutschen, Ungarn u. a.) zum Kreuzzuge 
bis nach Nikopoli. Zum Entsätze dieser Festung 
kommt „blitzschnell Bajazed von Konstantinopel und 
besiegt die anfangs glücklichen Gegner vollständig. 
Furchtbares Blutbad. Sigismund flüchtet zu Schiff 
die Donau abwärts. 
1444 Die den Frieden schmählich brechenden Christen¬ 
heere (20 000 M.) ziehen, während die Türken in Asien 
beschäftigt sind und eine Flotte denselben für die 
Rückfahrt fehlt, sorglos durch Bulgarien nach Varna. 
Von hier wollen sie sich nach Konstantinopel fahren 
lassen. Murad II., auf genuesischen Schiffen zurück¬ 
gebracht, überrascht sie bei Varna und vernichtet sie 
daselbst. Wladislaw von Ungarn f. Johann Hnnyadi 
entkommt. 
Die Begründung der türkischen Herrschaft 
in Europa. 
A. Der Erfolg der osmanischen Türken (Trümmer des sich 
1299 auf lösenden seldschuckischen Reiches in Ikonium) er¬ 
klärt sich aus ihrer kriegerischen Tüchtigkeit und aus der 
Ohnmacht der beteiligten christlichen Staaten: Das byzan¬ 
tinische „Kaiserreich war ohne jede Lebenskraft und gleich¬ 
zeitig mit der Türkennot von den Bulgaren und noch viel 
mehr von den übermächtigen Serben bedrängt. Seine 
einzige Hoffnung war das Abendland; es erbot sich diesem 
sogar wiederholt, um nur Beistand zu erhalten, zur kirch¬ 
lichen Union. Die abendländische Kirche aber, die durch 
Kreuzztige helfen sollte, krankte in der Zeit des Exils und 
des Schismas selber und der Kaiser Sigismund hatte nach 
der furchtbaren Niederlage bei Nikopoli 1396 trotz seiner 
Beziehungen zu Ungarn keinerlei Neigung mehr zu weiteren 
Unternehmungen. Konstantinopel wäre demnach schon 
jetzt gefallen, wenn die Züge des Mongolen Timuy nicht 
einen Stillstand in die Unternehmungen der Türken gebracht 
hätten. Später hoffte man auf den Kaiser Friedrich III., 
aber dieser thatenlose Mann war am allerwenigsten geeignet, 
die Türken zurückzuschlagen. Als wirkliche christliche 
Macht im Orient kamen nur noch die Venetianer in Betracht, 
doch auch diese konnten ihren Besitz, wie Saloniki (1430) und 
den Peloponnes (1446), selber nicht mehr behaupten. Gegen¬ 
über dieser allgemeinen Schwäche der Christenheit hatten 
die Türken auch militärisch einen Vorsprung gewonnen 
und um 1350 in den Janitscharen als erstes stehendes Heer 
eine Fufsmacht geschaffen, die, vereint mit ihrer leicht¬ 
beweglichen Reiterei, ohne Schwierigkeit die schwerfälligen 
Gegner überwand. Ihr Sengen und Brennen machte sie 
dann dem Abendlande noch gefürchteter. 
B. Nachdem die Türken noch unter Osman sich 1326 in Brussa 
staatlich geordnet, dringen sie^TBoT Tiber Gallipoli nach 
Adrianopel, sperren damit den Christen den Zugang nach 
Konstantinopel und unterwerfen von Adrianopel aus nach 
und nach die Halbinsel. 
1389 Auf dem Amselfelde bei Kossowa besiegen sie in 
einer gewaltigen Schlacht die damals so mächtigen 
Serben und Bosnier. 
1396 Bajazed, der dem bei Kossowa gefallenen Murad folgte, 
schlägt vernichtend den zum Entsätze kommenden 
Sigismund bei Nikopoli. 
1402 Vorübergehend durch Timur nach Asien gerufen, 
wo Bajazed bei Angora gefangen und fortgeschleppt 
wurde, und durch innere, daraus entstehende Kämpfe 
beschäftigt, 
1430 gehen die Türken doch bald wieder zum Angriff vor 
und vertreiben die Venetianer aus Saloniki. 
1444 Der zweite und letzte Hilfszug für Konstantinopel 
mifsglückt bei Varna. 
1453 Konstantin IX., verlassen von Europa, fällt im Helden- 
kampfe^ögen Mohammeds II. zahllose Scharen. Kon¬ 
stantinopel in der Hancf der Türken. 
C. Die kulturfeindlichen Türken haben für lange Zeit den 
Südosten Europas in ihre Gewalt bekommen. Auch die 
Bulgaren und Serben werden unterworfen und donau- 
aufwärts wird nach Ungarn (1526) und Österreich (1529) 
hin die Eroberung fortgesetzt. Aber doch wirkt diese 
Bewegung nicht blofs zerstörend, denn nach dem geistig 
längst lebendigen und höchst empfänglichen Italien bringen 
Flüchtlinge aus Konstantinopel griechische Sprache und 
griechische Litteratur, und so gewinnt die Kultur selbst 
aus dem traurigen Falle Konstantinopels neue Anregungen.
	        
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