— 248 —
6. Sedan. 1. September. Ein Teil der Armee des Krön-
p^uzen unter General Werder war abgezweigt worden, um die Eroberung
französischer Festungen, vor allem Strasburgs, zu unternehmen Mit
dem übrigen Heere folgte er Mac Mahon. Der hatte sich nach Paris
zurückziehen wollen; aber dort konnte ihn die Regierung unmöglich gebrauchen'
^°ife fIe ia Dor nöer Welt bekundet, daß es um Frankreich sehr schlecht
stehe Darum erhielt er Befehl, nach Metz zu ziehen, um Bazaine zu
entsetzen. So marschierte er denn nach Norden ab. Weil ihn aber
der Kronprinz nach Westen verfolgte, verloren die Deutschen auf einmal die
Fühlung mit den Franzosen. Da schwärmten große Reiterscharen weithin
Uber die Gegend aus, die Verlorenen zu suchen, und fanden sie schließlich.
So folgte ihnen die Dritte Armee nach Norden.
Natürlich erhielt auch König Wilhelm vor Metz von dem Plane Mac
Mahous Nachricht. Auf den Rat Moltkes wurde aus einem Teil der Be-
lageruugstruppeu die Maasarmee unter der Führung des Krön-
Prinzen Albert von Sachsen gebildet, die in Verbindung mit der
Dritten Armee Mac Mahon vernichten sollte. Da geriet denn der uu-
glückliche Marschall zwischen die beiden Heere wie zwischen die
Arme einer ungeheuren Schere. Am 30. August faßte ihn die Maasarmee
bei Beaumont und trieb ihn nach der kleinen Festung Sedan zu
Vor dieser erschien alsbald auch die Dritte Armee. So kam es am
1. September zu der großen Schlacht von Sedan. Die Fran-
zosen hatten die Höhen rings um die Stadt besetzt und suchlen sich ver-
zweifelt gegen die eiserne Umklammerung zu wehren. Es war vergebens-
in wildem Durcheinander rettete sich schließlich das geschlagene Heer in die
enge Stadt. Hunderte von deutschen Geschützen richteten drohend ihre
Mündungen auf die armen Menschen da unten und hätten in wenigen
Stunden die Festung in ein Riesengrab zu verwandeln vermocht. Deshalb
hißten die Franzosen die weiße Flagge, zum Zeichen, daß sie unter-
handeln wollten.
Da hieß es auf einmal, Napoleon sei in Sedan. Er war Zeuge
des nutzlosen Kampfes gewesen und hatte im Getümmel der Schlacht ver¬
gebens den Tod gesucht. Nun schrieb er an König Wilhelm: „Weil es mir
nicht vergönnt war, inmitten meiner Truppen zu sterben, so bleibt mir
nichts übrig, als meinen Degen in die Hände Eurer Majestät zu legen."
Der König wies ihm das Schloß Wilhelms höhe bei Cassel als Aufent-
Haltsort an. Am 2. September unterzeichnete General von Wimpffen,
der für den verwundeten Mac Mahon das Kommando übernommen hatte'
die Kapitulation. Die noch übrigen 83 000 Franzosen mußten in die
Kriegsgefangenschaft wandern.
„Welch eine Wendung durch Gottes Füguug!" schrieb König Wilhelm
an feine Gemahlin. In ganz Deutschland aber erhob sich ein ungeheurer
Jubel. Die Kanonen donnerten, die Glocken läuteten, und Freudenfeuer
flammten auf. Was mau jetzt erreicht hatte, stellte die Siege von 1866
noch in den Schatten. Vier Wochen nach dem ersten Gefecht war die fran-
zösische Armee, die für die beste Europas gegolten hatte, unschädlich gemacht:
der eine Teil hatte die Waffen gestreckt, der' andre wurde rettungslos in
eiserner Umklammerung zu Metz festgehalten I