Full text: Die neue Zeit (Abt. 3)

Die Erfindung der Buchdruckerkunst. 7 
presse vorschoß. Nun richtete Gutenberg die erste Druckerei 
ein. Zu Gutenberg und Fust gesellte sich noch der geschickte 
Bücherabschreiber Peter Schö'ffer von Gernsheim, welchem 
Fust seine Tochter vermählte. Aber noch ehe das erste 
größere Werk, eine lateinische Bibel, gedruckt war, beging 
Fust an Gutenberg schmählichen Verrat. Er forderte nämlich 
das Kapital zurück, das er vorgeschossen. Gutenberg war 
im Augenblick außer stände zur Zahlung. Nun sprach das 
Gericht die Druckerpresse dem Fust zu. So ward der edle 
Mann, dessen Geiste die große Erfindung zu danken war, 
in schnödester Weise um die verdiente Frucht betrogen. 
Gutenbergs Mißgeschick und (Ende. 
Zwar fand Gutenberg einen Gönner, der ihm die Mittel 
zur Herstellung einer neuen Druckerei gab. Aber um gol- 
denen Gewinn zu machen, war er viel zu wenig Geschäfts- 
mann. Er führte fast ein ärmliches Leben) Im Jahre 1465 
trat er in den Hofdienst Adolfs von Nassau, des Erzbischoss 
von Mainz. Doch die bittern Erfahrungen hatten seine 
Lebenskraft gebrochen. Er starb zu Ansang des Jahres 1468. 
und ward im Dominikanerkloster zu Mainz bestattet, doT 
1793 bei der Beschießung durch die Franzosen zerstört wurde. 
Ehre bei der Nachwelt. 
Erst bei der Nachwelt hat Gutenberg seine volle Ehre 
gefunden. Eherne Denkmäler zu Mainz, Straßbnrg und 
Frankfurt verkünden seinen Ruhm; und von Geschlecht zu 
Geschlecht preist die Menschheit den großen Mann, auf dessen 
Erfindung ganz wesentlich die Kultur der neuen Zeit ruht. 
Ergänzungen: Im Altertum Vervielfältigung der Bücher durch 
Abschreiber; im Mittelalter Verdienst der Mönche um das 
Abschreiben (eine geschriebene Bibel wurde mit 1000 Goldgulden 
bezahlt). — Ars subtilissima, ars artium et scientia scientiarurn, 
ars saneta, ars divina (allerfeinfte Kunst, Kunst der Künste und 
Wissenschaft der Wissenschaften, heilige Kunst, göttliche Kunst) wurde 
die Buchdruckerkunst schon im 15. Jahrhundert genannt. Gutenberg 
selbst nannte seine Erfindung ein „außerordentliches Gnaden¬ 
geschenk Gottes". — Otfried Müller: „Jene den Griechen 
verborgene Kunst und den Römern verborgne — brachte der sor- 
- sthende Geist eines Germanen ans Sicht; — Ms^lur immer die 
Wen, und was letzt Neuere wissen^ — wissendste, sich ni.cht MH, 
sondern dm Völkern der Welt." — Rafdje Verbreitung der 
Typographie: 1460 Straßburg, 1461 Köln, 1464 Rom, 1467 Elt¬ 
ville, 1468 Basel, Lübeck, Augsburg. — Gutenbergs Grab-
	        
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