Full text: Die mittlere Zeit (Abt. 2)

Die luxemburgischen Kaiser. 97 
Sigmund Hto—Iis?-, 
Auch Ruprecht, obgleich er ein gerechter Fürst und tioin 
besten Willen beseelt war. blieb außer stände, die verworrenen 
Zustände zu ordnen. Er starb nach zehnjähriger Regierung; 
und wie bedrängt er während derselben gewesen, das ver- 
küudete auf seinem Grabmal die Schrift: „Gott hielt ihn 
für wert, daß er um der Gerechtigkeit willen leide." — Nur 
einige Kurfürsten waren es, welche nach Ruprechts Tod 
Sigmund, dem zweiten Sohne Karls IV., ihre Stimme 
gaben. In seinem eigenen Bruder Wenzels dann in dem 
Markgrafen Host von Mähren sand' er zwei gefährliche 
Nebenbuhler." Aber durch Glück und Klugheit gewann Sig- 
mund alsbald die allgemeine Anerkennung. Sein Augenmerk 
richtete sich nun vor allem auf Ordnung der kirchlichen 
Streitigkeiten. Im Herbst 1414 trat zu Konstanz am/,//-////" 
Bodensee ein allgemeines Konzil zusammen. Niemals 
noch war eine Kirchenversammlung glänzender und von einer 
so großen Zahl geistlicher und weltlicher Herren besucht ge- 
Wesen. Aber die Lösung der kirchlichen Wirreu gelang der 
Versammlung nicht. Zwar wurden von den drei Päpsten, 
die damals gleichzeitig bie päpstliche Würde für sich bean- 
sprnchten, zwei abgesetzt, der dritte zur Abdankung bewogen; 
und statt ihrer wurde ein Italiener als Martin V. auf 
den päpstlichen Stuhl erhoben. Aber gerade er war es, der 
dem namentlich von der deutschen Nation ausgesprochenen 
Verlangen nach einer Erneuerung derKirche an Haupt 
und Gliedern zu widerstehen wußte. Im Jahre 1418 
löste er das Konzil auf. Und die Forderung der Reform 
der Kirche blieb auch auf einer zweiten Kirchenversammlung, 
welche 1431 zu Basel eröffnet wurde, unbefriedigt. — Das 
Konstanzer Konzil hatte auch über Johann Huß, Lehrer 
der Theologie an der Universität $rog, der in Böhmen die 
Kirche zu reformieren suchte, zu Gericht gesessen. Er wurde 
am 6. Juli 1415 zu Kostnitz verbrannt, obwohl ihm Kaiser 
Sigmund Sicherung der Freiheit und des Lebens versprochen 
hatte. Die Böhmen waren Huß leidenschaftlich ergeben. 
Sein Tod entzündete die furchtbaren Hussitenkriege, 
welche Jahre hindurch Böhmen und seine Nachbarlande 
mit Mord und Brand erfüllten. Alle Bemühungen des 
Kaisers, die Hussiten mit Waffengewalt zu überwinden, 
scheiterten. Erst dem Konzil zu Basel gelang es, den Frieden 
<£. Mayer, Geschichtlicher Leitfaden. II. Abtlg. 5
	        
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