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Ludwig der Bai)er. — Karl IV.
fiel) nicht versöhnen, und getreu seinem Worte kehrte Friedrich als Gefangener
nach Trausnitz zurück. Solche Treue vergalt Ludwig mit gleichem Edelmute. (Er
schenkte ihm die Freiheit,- ja er schloß mit ihm ein Bündnis, wonach beide gemeinsam
regieren sollten. Friedrich starb bald nach seiner Freilassung, 1330.
Die deutschen Hörsten und Bürger gegen den Papst. Ludwig hat sich
während seiner Regierung als ein Freund der Städte erwiesen. (Er förderte ihre
Blüte durch Landfriedensgesetze. Deshalb waren die Bürger die treuesten Anhänger
Ludwigs in seinem Streite mit dem Papst. Hber auch das ganze deutsche Volk stimmte
seinem König Ludwig 311; denn jedermann sah klar vor Rügen, daß der Papst für
Frankreich und gegen Deutschland Partei nahm. Besonders traten die deutschen
Fürsten dem Papste entgegen, s. S. 79: Kuroerein zu Benfe!
Ludwig ist schuld an seiner Niederlage. Ruch Ludwig wollte feine haus-
macht vergrößern. Xöeil in Brandenburg 1320 die Kskanier ausstarben, zog er
das Land als erledigtes Reichslehen ein. (Er verlieh es seinem ältesten Sohne Ludwig.
3n Tirol lebte die Gräfin Margarete mit ihrem Gemahl in Unfrieden. König
Ludwig trennte diese (Ehe aus eigener Macht und vermählte die Erbin Tirols mit demselben
Sohne Ludwig. Dadurch griff er in die Hechte der Kirche ein und setzte sich dem Papste
gegenüber ins Unrecht.
Durch feine Ländergier hatte er sich die deutschen Fürsten zu Feinden gemacht-
sie ließen ihn nun im Kampf mit dem Papste im Stich. So standen Papst und
Fürsten wieder, wie schon so oft, im Bunde gegen den Kaiser. Schließlich
erklärte der Papst den Kaiser für abgesetzt und forderte die Fürsten zur Wahl eines
neuen Königs auf, 1346. Die Fürsten folgten dem Gebote. Sie wählten auch den
ITlann, der dem Papste gefiel, Karl IV. aus dem hause Luxemburg. Ludwigs Sache
war noch nicht ganz verloren; denn die Städte blieben ihm treu. Hber ehe es zwi-
fchen beiden zum Thronkriege kam, starb Ludwig, vom Schlage getroffen, 1347.
Karl IV. (1346-1578).
5eine Persönlichkeit. Das Denkmal dieses Kaisers steht in der Siegesallee
zu Berlin. (Er trägt nicht Hüstung und Waffen, fondern den Mantel und das Barett
eines (Belehrten. Seine Hand ruht nicht auf dem Degenknauf, sondern, beinahe wie
liebkosend, auf einer wohlgefüllten Geldtasche; mit der linken Hand hält er ein Gesetz¬
buch empor. — mit Karl IV. kam eine neue Rrt Kaiser auf den Thron. Wohl war
er der Sohn eines deutschen Daters; aber seine Blutter war eine Slawin, mit dem
französischen Hofe war er verschwägert; dort hatte er die Staatskunst gelernt
unö eine gelehrte Bildung erlangt. (Er zeichnete sich durch unermüdlichen Fleiß
aus. Ferner verstand er es vortrefflich, Ersparnisse zu machen und klug zu ver-
wenden. Niemals wollte er sich etwas durch ritterliche Tapferkeit erkämpfen; deftomehr
aber hat er erreicht durch Vorsicht und schlaue Berechnung. Karl IV. war kein Held,
aber ein vortrefflicher Staatsmann und Regent.
2. Karl als ,,Böhmens rechter Vater". Don großem Segen ist Karls Regierung für
fein Erbland Böhmen geworden. Besonders verbesserte und ordnete er die Rechtspflege
unö sorgte er für Wohlstand. (Er war ferner ein Förderer der gelehrten Bildung.