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Sodann setzte er es durch, daß die Religionsfreiheit auch auf
die Reformierten ausgedehnt wurde.
Die Länder des Kurfürsten erstreckten sich nun, wenn auch
nicht ohne weite Zwischenräume, vom Rhein bis über die
Memel; allein sie waren noch zu keinem Staatsganzen ver-
bunden. Jedes Land hatte seine eigenen Gesetze, Rechte und
Privilegien; der Preuße sah in dem Brandenburger oder
Pommern nicht seines Landes Kind, sondern den Ausländer.
Zudem war die Macht des Landesherrn den Ständen, d. h.
den Vertretern des Adels, der Städte und der Geistlichkeit
gegenüber eine geringe; er hing bei allen seinen Unterneh-
mungen von ihrem guten Willen ab. Da sie seine letzten Ziele
nicht kannten, so zeigten sie sich seinen Geldforderungen gegen-
über karg, wenn nicht ganz ablehnend. Der Kurfürst suchte
deshalb eine neue Steuer einzuführen, die er, unbekümmert
um die Stände, erheben könnte. Es war dies die Verbrauchs-
steuer (Accise), welche nicht nur von Waren, sondern auch
von Lebensmitteln erhoben wurde. Sie erreichte ihren Zweck,
brachte dem Landesherrn Geld für sein Heer; für das Land
war sie freilich sehr drückend. Denn nicht allein, daß sie den
Preis der Gegenstände, die zum Leben notwendig waren, be-
deutend steigerte, auch die Kontrolle, welche nun nötig wurde,
machte sie überaus lästig.
„Jedes Band, jedes Stückchen Spitze, jedes Endchen
Tabak mußte mit der Marke, welche das Scepter als Steuer-
stempel trug, versehen sein. Dem Chronisten Lucae wurde
1679 im Brandenburgischen der Postillon vom Bocke gerissen
und ins Gefängnis geworfen, weil er von seinem Tabak eine
Steuermarke nicht aufweisen konnte. In den Häusern durch-
suchte man die Keller und Vorratsräume fortwährend nach
nnbesteuerten Waren. Kein Fuhrmann durfte bei schwerer
Strafe seinen Wagen abladen, bis ein Steuerbeamter alles
visitiert hatte. Die Klagen über die Grobheiten und Gewalt-
thätigkeiten dieser Leute nahmen kein Ende, und in vielen
Städten kam es zum offenen Aufruhr. Die Accifebeamten
wurden totgeschlagen, und der Kurfürst mußte mit bewaffneter