Volltext: Bis zum Tode Friedrichs des Grossen (Bd. 2)

— 38 — 
Sodann setzte er es durch, daß die Religionsfreiheit auch auf 
die Reformierten ausgedehnt wurde. 
Die Länder des Kurfürsten erstreckten sich nun, wenn auch 
nicht ohne weite Zwischenräume, vom Rhein bis über die 
Memel; allein sie waren noch zu keinem Staatsganzen ver- 
bunden. Jedes Land hatte seine eigenen Gesetze, Rechte und 
Privilegien; der Preuße sah in dem Brandenburger oder 
Pommern nicht seines Landes Kind, sondern den Ausländer. 
Zudem war die Macht des Landesherrn den Ständen, d. h. 
den Vertretern des Adels, der Städte und der Geistlichkeit 
gegenüber eine geringe; er hing bei allen seinen Unterneh- 
mungen von ihrem guten Willen ab. Da sie seine letzten Ziele 
nicht kannten, so zeigten sie sich seinen Geldforderungen gegen- 
über karg, wenn nicht ganz ablehnend. Der Kurfürst suchte 
deshalb eine neue Steuer einzuführen, die er, unbekümmert 
um die Stände, erheben könnte. Es war dies die Verbrauchs- 
steuer (Accise), welche nicht nur von Waren, sondern auch 
von Lebensmitteln erhoben wurde. Sie erreichte ihren Zweck, 
brachte dem Landesherrn Geld für sein Heer; für das Land 
war sie freilich sehr drückend. Denn nicht allein, daß sie den 
Preis der Gegenstände, die zum Leben notwendig waren, be- 
deutend steigerte, auch die Kontrolle, welche nun nötig wurde, 
machte sie überaus lästig. 
„Jedes Band, jedes Stückchen Spitze, jedes Endchen 
Tabak mußte mit der Marke, welche das Scepter als Steuer- 
stempel trug, versehen sein. Dem Chronisten Lucae wurde 
1679 im Brandenburgischen der Postillon vom Bocke gerissen 
und ins Gefängnis geworfen, weil er von seinem Tabak eine 
Steuermarke nicht aufweisen konnte. In den Häusern durch- 
suchte man die Keller und Vorratsräume fortwährend nach 
nnbesteuerten Waren. Kein Fuhrmann durfte bei schwerer 
Strafe seinen Wagen abladen, bis ein Steuerbeamter alles 
visitiert hatte. Die Klagen über die Grobheiten und Gewalt- 
thätigkeiten dieser Leute nahmen kein Ende, und in vielen 
Städten kam es zum offenen Aufruhr. Die Accifebeamten 
wurden totgeschlagen, und der Kurfürst mußte mit bewaffneter
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.