Object: Lesebuch für Fortbildungsschulen

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Unter Löschen versteht man die Umwandlung des trockenen gebrannten 
Kalkes unter Beigabe von Wasser zu Kalkbrei. Es wird in der Regel 
in rechteckigen, -10—50 cm hohen Kalkpfannen, Löschbütten oder Lösch¬ 
bänken vorgenommen. Dabei ist mit Vorsicht zu verfahren, damit der 
Kalk nicht „verbrennt" und nicht „ersäuft". Ersteres tritt ein, wenn 
im Anfange zu wenig, letzteres, wenn anfangs zu viel Wasser zugegossen 
wird. Das zum Löschen zu verwendende Wasser soll möglichst rein 
und von Kohlensäure frei sein. Regen- und Flußwasser ist daher dem 
Brunnenwasser vorzuziehen. Salzhaltiges Wasser wie Sole oder Meer¬ 
wasser ist unbrauchbar. 
Der Kalk erhitzt sich beim Löschen bis zu 150 0 G und darüber. 
Auch eine Vergrößerung des Volumens tritt ein und zwar je nach der 
Qualität des Kalkes eine 1,25—3,5 fache; man sagt deshalb, der Kalk 
„wachse" oder „gedeihe". Der gelöschte Kalk, nunmehr „Kalkmilch" 
genannt, wird durch eine mit einem ziemlich engen Drahtgeflechte ver¬ 
sehene Öffnung der Löschpfanne in die Kalkgrube abgelassen, woselbst 
er bis zur Verwendung verbleibt. 
Wird der gelöschte Kalk mit Sand und Wasser vermengt, so ent¬ 
steht der eigentliche Kalkmörtel. Derselbe kann nur dann als gut be¬ 
zeichnet werden, wenn die genannten drei Bestandteile die richtige 
Beschaffenheit haben, ferner wenn sie im richtigen Verhältnisse und mög¬ 
lichst innig vermischt sind. Das Mischungsverhältnis soll derart sein, daß 
2—4 Raumteile Sand auf 1 Raumteil Kalk kommen. Der Zusatz von 
Wasser ist so zu bemessen, daß der Mörtel einen dicken Brei darstellt. 
Tie Erhärtung des Weißkalkmörtels geht langsam vor sich. Sie 
erfolgt dadurch, daß das Wasser verdunstet und andrerseits der Kalk sich 
durch Aufnahme von Kohlensäure aus der Luft zu kohlensaurem Kalk 
umwandelt, also wieder zu dem wird, was er vorher war. 
3. Der Gipsmörtel wird aus gebranntem Gips und Wasser, zu¬ 
weilen unter Zusatz von gutgelöschtem Kalk, feinem Saud u. s. w., bereitet. 
Gips ist ein wasserhaltiger schwefelsaurer Kalk und besteht ans 
etwa 50 % Schwefelsäure, 30 % Kalk und 20 °/o Wasser. An 
Beimengungen enthält er hauptsächlich kohlensauren Kalk und Thon. Vor 
seiner Verwendung wird er in der Regel gebrannt und dadurch von 
seinem Wassergehalt befreit; es ist dazu eine Hitze von etwa 130 0 C 
erforderlich. Gemahlen und mit Wasser zu einem Brei angerührt, zieht 
er in 5—10 Minuten an und bindet in etwa 30 Minuten vollständig 
ab, d. h. er wird hart. Beigemengter kohlensaurer Kalk verhindert ein 
allzu rasches „Abbinden" des Gipses. 
Eine wesentliche Eigenschaft des Gipses ist die, daß er sich beim 
Erstarren ausdehnt, jedoch nur um etwa 1 °/o seiues Volumens. Diesem 
Umstande in Verbindung mit seinen sonstigen Eigenschaften verdankt er
	        
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