Full text: Die Neubildung der europäischen Kulturwelt durch Christentum und Germanentum (Hauptteil 2)

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Ter Aufschwung des Frankenreiches. 
Von Tours^), Leiter des Unterrichtswesens, der langobardische Geschicht- 
schreiber Paulus Diakonus, der eine Geschichte seines Volkes verfaßte, 
sowie der fränkische Baumeister und Schriftsteller Einhard, dessen „Leben 
Karls d. Gr." eines der gelegensten Bücher des Mittelalters wurde. Von 
jüngeren Gelehrten genoß Hrabänns Maurus, Abt von Fulda, ein Schüler 
Alkuins, das größte Ansehen. 
Allerdings blieb diese lateinische Bildung auf die Hof- und kirchlichen Kreise 
beschränkt; ins Volk konnte sie schon wegen der fremden Sprache nicht eindringen. 
Doch versäumte Karl die Pflege des Deutschtums keineswegs: er befahl den 
Geistlichen in deutscher Sprache zu predigen und zu lehren, beschäftigte sich selbst 
mit der Abfassung einer deutschen Grammatik, gab den Monaten, Himmelsgegen¬ 
den und Winden deutsche Namen und ließ die altgermanischen Heldenlieder 
aufzeichnen^). 
Die Baukunst arbeitete anfangs noch vollständig nach römisch-byzan- 
tinischem Muster. Eine gewisse Selbständigkeit zeigte die Miniaturmalerei: 
sie malte die Initialen (Anfangsbuchstaben) der Handschriften mit Mennig 
(minium), einer roten Farbe. 
Die frühesten Kunstbauten (Kirchen, Pfalzen) zeigen noch den altchristlichen 
Basilikenstil, der einfach die römischen Basiliken nachahmte3) (vgl. Erst. Hauptteil 
S. 97 u. 106/107). In den späteren Bauten herrschte der byzantinische Stil 
vor. Er ist aus dem römischen Rundbau hervorgegangen (Erst. Hauptteil S. 95/96 
u. 106/107) und zeichnet sich durch einen bald runden bald eckigen Zentralbau 
aus, der von einer mächtigen Kuppel gekrönt und von verschiedenen meist nischen- 
förmigen Anbauten umschlossen Witt)4). Zu nennen ist die Pfalzkapelle zu 
Aachen (im jetzigen Münster, der Marienkirche); ihr Kern besteht aus einem acht¬ 
eckigen Mittelbau, der von einer Kuppel überspannt wird, und einem ringförmigen 
Umbau. 
d) Karls Ausgang und geschichtliche Bedeutung. 
Die umfassende und erfolgreiche Tätigkeit Karls erwarb ihm nicht 
bloß die Achtung und Ehrfurcht feiner Untertanen fondern auch die Be- 
wunderung der ausländischen Zeitgenossen. So stand der Kalif von Bagdad 
(am Tigris in Mesopotamien), Harun-ar-Raschid, im freundlichen 
Verkehr mit dem fränkischen Kaiser und sandte ihm kostbare Geschenke 
(darunter Elefanten und eine kunstvoll gearbeitete Wafferuhr). — Nur 
im Familienleben wurde Karl gegen Ende feiner Regierung vom Unglück 
x) Schon in der Merovingerzeit schrieb der Bischof Gregor von Tours eine 
„Geschichte der Franken". 
2) Erhalten hat sich ein Bruchstück des Hildebrandsliedes. 
3) Die altchristlichen Basiliken hatten keinen Glockenturm. Als dieser im 
7. Jahrh. aufkam, fand er anfangs seinen Platz neben der Kirche. 
4) Das herrlichste Muster des byzantinischen Stiles ist die S o p h i e n k i r ch e 
in Konstantinopel (vgl. S. 27).
	        
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