Karl der Große. Ludwig der Fromme.
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verfolgt Die beiden älteren Söhne Karl und Pippin starben rasch nach¬
einander, sodaß der jüngste Sohn Lndwig, der nicht für den Thron,
sondern für die kirchliche Lausbahn erzogen worden war, Allemerbe blieb.
Karl ernannte ihn zum Kaiser und Mitregenten (Sept. 813). Bald daraus
starb der 71 sichtige Herrscher zu Aachen und wurde im dortigen Münster 814
beigesetzt.
Wenn auch das Werk Karls im einzelnen wieder zerfiel, so war doch
die Bedeutung seiner Wirksamkeit überaus groß. Er vollendete, was Theo¬
derich d. Gr. angestrebt hatte, und legte damit den Grund, auf dem stch
das mittelalterliche Leben weiterentwickelte. Deshalb blieb sein Andenken
sowohl bei den germanischen als bei den romanischen Völkern in hohen
Ehren.
Demgemäß konnte sich die Phantasie des deutschen Volkes auch nicht mit der
Vorstellung befreunden, daß dieser gewaltige Herrscher wirklich gestorben sei.
Nach der Sage hält der Kaiser im Untersberg bei Salzburg noch heute sem glan-
zendes Hoflager.
II. Der Zerfall des Frankenreiches.
Ludwig der Fromme (814r—840).
Ludwig war von den besten Absichten beseelt, außerdem Wissenschaft-
lich gebildet und der Kirche treu ergeben. Daher auch sein Beiname^ „der
Fromme". Aber ihm fehlten der Scharfsinn und die eiserne Willenskraft
seines Vaters. Mit Eifer widmete er sich der weiteren Verbreitung des
Christentums unter den skandinavischen Völkern und errichtete zu diesem
Zweck das Erzbistum Hamburg, dessen Sitz später nach Bremen
verlegt wurde. Da die bisher übliche Teilung der Königsherrschaft unter
mehrere Erben fich für das Reich als unheilvoll erwiesen hatte, erließ er
eine neue Erbfolgeordnung: nach dieser sollte der älteste Sohn Lothar 817
Kaiser und Nachfolger im Gesamtreich werden; die beiden jüngeren Söhne
Pippin und Ludwig sollten als Unterkönige der eine Aquitanien, der
andere Bayern erhalten. Als aber Ludwig der Fromme von seiner zweiten
Gemahlin Judith (aus dem bayerischen Grasengeschlechte der Welsen)
einen vierten Sohn, Karl, bekam, änderte er diesem zuliebe die Erb-
folgeordnuug. Das führte zu erbitterten Kämpfen innerhalb des Herrscher-
Hauses, während deren zuerst der zweite Sohn Pippin (838), dann Ludwig
der Fromme selbst (840) starben.
Die endgültige Teilung des Reiches.
Die überlebenden Söhne führten den Krieg untereinander zunächst
weiter. Dann verbanden sich die beiden jüngeren Brüder, Ludwig und