Full text: Die vorchristliche Kulturwelt (das Altertum) (Bd. 1)

Die Ausbreitung der römischen Macht über Italien. 
73 
Die wilden Kelten bedrängten anfänglich die Etrusker, wandten sich aber 
dann gegen die Römer, vernichteten das römische Heer an der Allla (nord-um 
östl. v. Rom) und brannten angeblich die Stadt Rom vollständig nieder*). 
Nach dem endlichen Abzug der Gallier richteten die Römer ihr Staats- 
Wesen wieder auf und setzten die Ausbreitung ihrer Macht fort. Zunächst 
vollendeten sie die Unterwerfung der Etrusker; dann brachten schwere 
Kriege gegen die Samniten und die mit ihnen verbündeten übrigen 
oskischen Stämme die Angliederung der Osker. 
Schon durch die Unterwerfung der Osker waren einzelne griechische 
Kolonien, die auf oskifchem Gebiete lagen, z. B. Neapel in Kampanien, 
unter die römische Botmäßigkeit geraten. Dies machte die von Tarent 
geführten Großgriechen um ihre Freiheit besorgt. Dazu kam, daß die Römer 
am Jonischen Meere festen Fuß zu fassen suchten, um von hier aus den Handel 
der Großgriechen an sich zu bringen. So entbrannte ein Krieg mit Tarent 
(282—272). Da die verweichlichten Tarentiner sich zu schwach fühlten, 
riefen sie den König Pyrrhus von Epirns zu Hilfe. Dieser landete 
mit einem großen Söldnerheere und 20 Kriegselefanten in Italien und 
besiegte tatsächlich die Römer zweimal; dabei erlitt er aber so bedeutende 
Verluste, daß er nach dem zweiten Siege ausgerufen haben soll: „Noch 
ein solcher Steg2) und wir sind verloren". 
Friedensunterhandlungen schlugen fehl. Als sich nun Pyrrhus 
einige Jahre in Sizilien aufhielt, um gegen die Karthager zu kämpfen, 
benützten die Römer die Pause, um ihre Mannschaften auf den Kampf gegen 
die Elefanten einzuüben. Sobald dann Pyrrhus nach Unteritalien zurück- 
kehrte, wurde er bei Beueventum (in Samninm) entscheidend geschlagen. 27 
Daraufhin räumte er Italien und fand bald nachher in Griechenland den 
1) Der „Gallische Brand" ist von allen möglichen Sagen umwoben. So soll 
eine Anzahl ehrwürdiger Senatoren beim Einzüge der Gallier auf dem Marktplatz 
gesessen sein, um den Untergang Roms nicht zu überleben. Einer der Kelten zog 
einen der regungslos Dasitzenden am Barte, um zu sehen ob es ein Mensch oder 
eine Statue sei. Da schlug der Senator mit seinem Stabe den Kelten über den 
Kopf, woraus sämtliche Senatoren getötet wurden. — In einer dunklen Nacht 
suchten die Gallier, einer hinter dem andern, das Kapital zu erklimmen. Schon 
schwang sich der erste über den oberen Rand des Burgfelsens; da fingen die im 
Tempel der Juno auf der Burg gehaltenen heiligen Gänse so heftig an zu schnattern, 
daß die Römer aufmerksam wurden, rasch herbeieilten und die Feinde wieder hinab- 
stießen. — Als die Römer endlich durch ein großes Lösegeld (7000 <u Gold) den 
Abzug der Gallier erkauften, soll der trotzige Keltenkönig Brennus noch sein wuchtiges 
Schlachtschwert in die Gewichtsschale geworfen haben mit den höhnischen Worten: 
„Wehe den Besiegten" usw. 
2) Daher die Bezeichnung „Pyrrhussieg" für einen Sieg, der mit allzu großen 
Opfern erkauft wurde.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.