Full text: Die vorchristliche Kulturwelt (das Altertum) (Bd. 1)

74 
Roms Entwicklung zur Herrin der Mittelmeerländer. 
Tod^) (272). Im gleichen Jahre (272) mußte sich auch Tarent den Römern 
ergeben, worauf diese die Unterwerfung der unteritalischen Griechen 
in den nächsten Jahren zu Ende führten. 
Da man, wie gesagt, Oberitalien damals nicht zu Italien rechnete, 
waren die Römer, etwa seit 260, die Herren der ganzen Halbinsel. 
Die innere Einrichtung der römischen Herrschaft über Italien. 
Die klugen Römer machten es sich zum Grundsatz, die unterworfenen 
Jtaliker^) so gut zu behandeln, daß sie mit ihrer Lage zuftieden sein konnten 
und keinen Anlaß zur Empörung hatten. 
Das Verhältnis der italischen Städte zu Rom wurde in folgender Weise 
geregelt. Man unterschied: 1. Römische Bürgerkolonien. Sie entstanden da- 
durch, daß man in einzelne wichtige Städte eine Anzahl römischer Bürger 
als Kolonisten verpflanzte, die dann zugleich die Besatzung bildeten; manche 
Kolonien wurden auch von Rom aus ganz neu gegründet und mit verarmten 
Bürgern besiedelt. Diese Kolonisten behielten ihr volles Bürgerrecht, durften 
also in der Volksversammlung zu Rom mit abstimmen und sich in die römi¬ 
schen Ämter wählen lassen. In der Wirklichkeit freilich konnten die Kolo- 
nisten von diesen Rechten meistens keinen Gebrauch machen, weil die Rechte 
nur in Rom selbst ausgeübt werden durften. — 2. Bundesgenossen. Sie 
hatten kein römisches Bürgerrecht, dafür aber eigene Verwaltung meist unter 
selbstgewählten Beamten. Sie brauchten auch nach Rom keine Steuern zu 
zahlen; nur mußten ihre Truppen als Bundesgenossen an der Seite der 
Römer kämpfen. Die Griechenstädte an der Küste stellten ihre Kriegsschiffe 
zur römischen Flotte. 
Die römischen Kolonien waren zugleich auch Festungen und dienten so 
zur Sicherung der römischen Herrschaft. Um eine rasche Verbindung Roms 
mit allen Teilen seines Reiches zu schaffen, baute man ein Netz von Kunst- 
straßen, die von Rom nach den verschiedenen Himmelsrichtungen ausgingen. 
Diese Straßen waren sehr fest angelegt und gut gepflastert, sodaß sie teilweise 
noch heute erhalten find. Die Straßen erleichterten nicht nur den raschen 
Marsch der Truppen sondern auch den friedlichen Verkehr und den Handel. 
II. Roms Entwicklung zur Herrin der Mttelmeerländer. 
Die Ausbreitung der römischen Macht über die Westhälfte des Mittel- 
meeres durch die Punischen Kriege. 
a) Rückblick auf Karthago. 
Karthago lag an der Nordspitze Afrikas gerade der Insel Sizilien gegen- 
über (vgl. S. 65). Infolge dieser günstigen Lage hatte sich die Stadt 
x) Auch die Pyrrhuskämpfe sind noch sagenhaft ausgeschmückt: Pyrrhus schickte 
einen Gesandten nach Rom. Als. dieser mit dem Senate wegen des Friedens unter¬ 
handeln wollte, erhielt er die stolze Antwort, Rom unterhandle mit keinem Feinde, 
solange er in Italien stehe. Bei der Rückkehr soll dann der Gesandte zu Pyrrhus 
gesagt haben, der Senat sei ihm als eine „Versammlung von Königen" erschienen. 
2) Von hier ab bezeichnet das Wort „Jtaliker" nicht mehr eine Völkerschaft 
(vgl. S. 66), sondern bedeutet „Bewohner Italiens" (im Gegensatze zum römischen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.