19. Kaiser Wilhelm II.
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Kind, Kronprinz Friedrich Wilhelm (Bild 38), geboren. Später
sind ihm noch fünf Söhne und eine Tochter geschenkt worden. Alle
sind gesund und kräftig. Der Kronprinz, Prinz Eitel Friedrich und
August Wilhelm sind schon vermählt, und in der Familie des Krön-
Prinzen können die kaiserlichen Großeltern sich schon über drei Enkel freuen.
4. Des Kaisers Sorge für den Frieden. Auch trübe Tage hat
der Kaiser erleben müssen. Seinen kaiserlichen Großvater sah er auf
dem Sterbebette. Dazu war sein Vater unheilbar krank. Beide hat
er oft vertreten. Am 15. Juni 1888 aber, als der Vater von seinen
qualvollen Leiden erlöst wurde, mußte er selber die Regierung über-
nehmen. Als seine höchste Aufgabe sah er es an, seinem Volke den
Frieden zu erhalten. Alle Kaiser und fast alle Könige Europas be-
suchte er, um selber mit ihnen zu sprechen. Damit das Deutsche Reich
sich wehren könne, wenn andere Völker mit uns Krieg anfingen, ver-
größerte und verbesserte er das deutsche Heer. Kein anderes Heer ist
jetzt so stark wie das deutsche. Noch mehr hat der Kaiser sür die Flotte
getan. Er ist selber ein tüchtiger Seemann und macht seine Reisen am
liebsten zu Schiff. Des Kaisers Verdienst ist es, daß heute so viele
Leute für die Flotte begeistert sind, so viele rudern und segeln. Er be-
sucht häufig das Wettrudern und Wettsegeln und schenkt den Siegern
Preise. Solange der Kaiser regiert, haben wir mit allen Völkern
Europas in Frieden gelebt.
5. Des Kaisers Fürsorge sür die Arbeiter. Schon Kaiser Wil-
Helm der Große hat dasür gesorgt, daß die Arbeiter unterstützt werden,
wenn sie verunglücken, krank oder alt werden. Unser Kaiser hat die
Sonntagsruhe eingeführt. Die Geschäfte dürfen Sonntags nur wenige
Stunden geöffnet fein. Auch hat er dafür gesorgt, daß die Frauen und
Kinder nicht nachts oder zu früh am Tage in Fabriken oder Geschäften
arbeiten müssen. Früher mußten manche arme Kinder sogar im Winter
morgens vor der Schulzeit Brötchen austragen) das ist jetzt verboten.
6. Kaisers Geburtstag wird vom ganzen deutschen Volke und auch
von den Deutschen, die im Auslaude wohnen, gefeiert. Dann erhält
der Kaiser von der Kaiserin und seinen Kindern auch Geschenke) aber
viel mehr schenkt er. In vielen Schulen erhalten fleißige und artige
Schüler an diesem Tage Bücher. Als der Kaiser 30 Jahre alt war,
durften die Lehrer aus allen Schulen Berlins die fleißigsten und artig-
sten Schüler, im ganzen 1300, unentgeltlich ins Theater führen, wo der
Kaiser ihnen ein schönes Schauspiel vorführen ließ.
Möge uns der liebe Gott unfern Kaiser noch recht lange gesund
erhalten!