Friedrich II.; Konrad IV.; Konradin.
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Konradin, Konrads IV. Sohn, wurde in Deutschland erzogen: dessen Erb-
lande in Süditalien betrachtete der Papst als sein Lehen und bot sie förmlich
aus. Zuletzt kam Karl von Anjou, der Bruder des Königs von Frankreich,
und nahm sie durch Verrat in Besitz. Sobald Konradin zum Jüngling heran-
gewachsen war, machte er sich mit seinem Freunde Friedrich von Baden und
einer kleinen Schar Krieger nach Italien auf. Schon hatte er über Karl den
Sieg erfochten, als seine deutschen Söldner sich zu früh zum Plündern zerstreuten
und dann von Karl aus einem Hinterhalte überfallen wurden. Konradin und
sein Freund entkamen glücklich ans Meer, wurden hier aber von einem Edelmann,
der all sein Glück dem staufischen Hause verdankte, aus schnöder Gewinnsucht an
Karl von Anjou verraten. Dieser ließ sie des Hochverrats anklagen, und obwohl
sämtliche Richter bis auf einen sie für unschuldig erklärten, sprach Karl doch das
Todesurteil über sie aus und ließ sie in seiner Gegenwart zu Neapel enthaupten.
Als der Richter das Todesurteil verlas, rief des Königs eigner Schwiegersohn:
„Wie darfst du, frecher, ungerechter Schurke, einen so herrlichen Ritter zum Tode
verurteilen?" und traf ihn mit dem Schwerte, daß derselbe für tot weggetragen
ward. Konradin beteuerte laut seine Unschuld; aber vergebens. Sein letzter
Gedanke galt seiner Mutter im fernen Deutschland. „0 Mutter," rief er aus,
„welches Leid bereite ich Dir!" Friedrich schrie laut auf, als er das Haupt des
geliebten Freundes fallen sah; dann fnieete auch er nieder, um den Todesstreich
zu empfangen (1268). So endete das herrliche Geschlecht der Hohenstaufen.
15. Mittelalterliche Mlder.
1) Die Kreuzzüge; 1096—1270.
a. Ursache der Kreuzzüge war die Eroberung des den Christen
heiligen Landes Palästina durch die Türken und die Bedrückung und
Mißhandlung, welche die christlichen Pilger von feiten der Ungläubigen
erfuhren. Zweck der Kreuzzüge war daher. Palästina den Ungläubigen
wieder zu entreißen. Die nächste Veranlassung zu denselben gab
der Mönch Peter von Amiens, der die Not der Christen in Palästina
aus eigener Anschauung kennen gelernt hatte und mit Empfehlungs¬
briefen des Papstes predigend Italien und Frankreich durchzog, um das
Volk auf einen Kreuzzug vorzubereiten, der dann auf der Kirchen-
Versammlung zu Clermont in Südfrankreich beschlossen wurde.
b. Verlauf. Der erste Kreuzzug (I. 26), an welchem sich
Gottfried von Bouillon, sowie viele andere Fürsten, Bischöfe und
Ritter, namentlich aus Frankreich und Italien, beteiligten, begann 1096;
nach großen Drangsalen und Verlusten kamen die Kreuzfahrer nach drei
Iahren vor Jerusalem an und erstürmten die Stadt. Gottfried über- 1099
nahm als „Beschützer des heiligen Grabes" die Regierung des eroberten
Landes, das nach seinem Tode unter seinem Bruder Balduin zum