96 Zwei wichtige Erfindungen.
von Salpeter, Schwefel und Kohle in einem Mörser zerrieben; zufällig
flog ein Funken in die Mischung, diese entzündete sich und schleuderte
den auf dem Mörser liegenden Stein, mit welchem die Massen zerrieben
waren, mit großer Gewalt in die Höhe. Der Mönch wiederholte den
Versuch und erzielte immer dieselbe Wirkung. Bald wurde das Pulver
nun auch im Kriege verwandt; es entstanden ganz neue Waffen zum
Fortschleudern von Steinen und Kugeln, die Mörser, Kanonen und
Büchsen, durch welche die bisherige Kampfweise und Kriegsführung
gänzlich verändert wurde. Es kam nicht mehr alles auf die Tapferkeit
des Einzelnen, sondern mehr auf die geschickte Leitung des ganzen Heeres
an; der feigste Soldat konnte den tapfersten Ritter mit seiner Flinte
aus der Ferne zu Boden strecken. Mit äußerster Erbitterung eiferten
daher die Ritter lange gegen diese „heimtückische, unehrliche Waffe."
Dennoch gewann dieselbe bald die Oberhand.
2. Die Vnchdruckerkunst; Gutenberg. Für die Werke des Friedens
ist die Erfindung der Buchdruckerkunst von großem Segen geworden.
Früher mußten die Bücher alle geschrieben werden; während des Mittel-
alters besorgten diese Arbeit fast allein die Mönche. Solche Bücher
waren daher sehr teuer; nur Fürsten und reiche Leute konnten sie kaufen.
Man verstand schon längst. Bilder auf Holzplatten erhaben auszuschneiden
und mit Ölfchwärze Abzüge davon zu machen. Das Volk mußte durch
Bilder belehrt werden, da es ja das Lesen nicht verstand. Bald fing
man an, unter dem Bilde auch Worte auszuschneiden; ja zuletzt wurden
mittels solcher Holztafeln kleine Schriften ohne Bilder angefertigt. Für
jede Seite des Buches mußte eine besondere Tafel ausgeschnitten werden,
die dann aber oft abgedruckt werden konnte.
1440 Johann Gutenberg hatte nun den glücklichen Gedanken, einzelne
Buchstaben auszuschnitzen und diese beim Abdrucken unter einander
zu verbinden; nach dem Abdrucken konnten diese dann wieder gelöst und
zu neuem Drucke zusammengestellt werden. Auch erfand er die Buch¬
druckerpresse. Bisher hatte man den Bogen Papier auf die mit
Farbe oder Lampenruß bestrichene Drucktafel gelegt und dann mit einem
Reibet oder einer Bürste niedergedrückt; letzteres geschah jetzt mittels
der Presse. Dabei konnte immer nur eine Seite des Papiers bedruckt
werden; diesem Übelstande war jetzt durch Benutzung der Presse abge-
Holsen. Ein reicher Goldschmied zu Mainz, Johann Fust, schoß Guten-
berg Geld zur Einrichtung einer Buchdruckerei vor und zog bald noch
einen Dritten ins Geschäft, Peter Schöffer, einen sehr geschickten
Mann. Dieser gab den Buchstaben eine gefälligere Form und erfand
eine zur Herstellung der Buchstabenformen geeignete Metallmischung, die
Kunst, diese Formen zu gießen, sowie die noch jetzt gebräuchliche