Full text: Bilder aus der vaterländischen, besonders der brandenburgisch-preußischen Geschichte (Vorstufe)

Friedrich Wilhelm I. 
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Würde ab und wurde von dem Geistlichen gesalbt. Dann setzte er sich 
die Krone wieder auf, nahm das Zepter und bestieg unter Jubelrufen 
der Versammelten den Thron. Ans dem Schloßbrunnen floß roter und 
weißer Wein für das Volk, ebenso wurde ein ganzer Ochse, gefüllt mit 
Schafen, Spanferkeln, Hafen, Hühnern, gebraten und unter das Volk der- 
teilt. Auch wurden für 6000 Taler Münzen unter das Volk geworfen, 
das sich um diese tüchtig raufte. 
Der neue König hieß „Friedrich I., König in Preußen". Alle 
Länder, die von der Memel bis zum Rhein den Hohenzollern ge- 
hörten, hatten jetzt den gemeinsamen Namen Preußen, und schon da- 
mals konnte man, wie es in einem später gedichteten Siede heißt, singen: 
„Ich bin ein Preuße, kennt ihr meine Farben; 
Die Fahne schwebt mir schwarz und weiß voran." 
Dem Lande kostete die neue Würde viel Geld. Die Steuern wurden immer g?e ®jun 
höher. Dazu hatte der König seinen treuen Dankelmann entlassen, nnd seine Friedrichs 
drei neuen Ratgeber meinten es nicht gut mit dem Lande. Das Volk nannte 
sie, deren Namen mit W anfingen, das dreifache Weh Preußens. In Berlin 
wurde unter feiner Regierung das Schloß umgebaut, das schone Zeughaus 
neu errichtet. Seinem Vater setzte er ein Reiterdenkmal. Seiner Gemahlin, 
die Charlotte hieß, baute er dicht bei Berlin ein Schloß, das nach ihrem 
Namen „Charlottenburg" genannt wurde. Der König starb 1713. 
Weil aber der Hofhalt, die Bauten und die Kriege des Königs fo 
viel Geld gekostet hatten, war es für das Land ein Segen, daß jetzt ein 
Herrfcher folgte, der ganz das Gegenteil feines Vaters war. 
Der Sohn Friedrichs I. und der Königin Sophie Charlotte war als Friedrich 
m . .,c £ „r,. rx, c , _ # rr rrr> i- , . Wilhelm als 
Prinz em wuber, kräftiger Junge, dem das prunkvolle Wesen, he fernen Kronprinz. 
Kleider, die vielen Bedienten und Kammerherren am Hose gar nicht gefielen. 
Als er einmal ein feines Hausröcfchen aus Seide bekam, warf er es ins 
Feuer. Er wollte sich nicht verweichlichen. Weil er sich ärgerte, daß seine 
Gesichtsfarbe fo zart war, rieb er sich einmal das Geficht mit Speck ein und 
ließ sich bann ordentlich von der Sonne verbrennen. Wie er größer wurde, 
inerfte er auch, wieviel Geld der Hofstaat bem Lanbe kostete. Mit seinem 
Tafchengelbe war er sparsam, er schrieb seine Einnahmen (Geschenke seines 
Vaters) und seine Ausgaben auf. Gern gab er aber den Armen. 
Kaum war er König geworden, da entließ er die meisten der Hos-Der sparsame 
beamtet!, weil sie nur unnütz Geld kosteten. Am Hofe ging es nicht anders S°m9' 
zu als in einem wohlhabenden Bürgerhause. Auch unter ihm mußten seine 
Untertanen schwere Steuern zahlen. Auch die Adligen, die das bisher nicht 
gewohnt waren. Aber kein Taler wurde unnötig ausgegeben; denn von allem 
forderte der König Rechenschaft. Einen großen Teil des Geldes verbrauchte 
der König für das Heer. Immer sah man ihn in seiner blauen Uniform. Und @orlcef^rba5 
feine lieben blauen Kinder nannte er auch feine Soldaten. Die meisten derselben 
waren nicht Preußen, sondern in anderen Ländern, nicht nur in Deutschland, 
angeworben. DieZucht war deshalb auch sehr streng, aber das preußischeHeer 
Christensen u. Suhr, Geschichte. Vorstufe. A. 2. Aufl. 4
	        
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