Die mongolischen Völker
Chinesen.
Zu den ältesten Kulturvölkern mongolischer Abstammung gehören
die Chinesen. Ihr Land, größer und ebenso volkreich als Europa,
bedeckt einen großen Teil Ostasiens zwischen dem Stillen Ozean und
den Hochebenen Jnnerasiens. Der reichbewässerte, fruchtbare Boden
in Verbindung mit dem gemäßigten, im Süden milden Klima liefert
reichlich Reis, Getreide, Tee, Zuckerrohr, Feigen, Zitronen und
Baumwolle und ermöglicht die Pflege des Maulbeerbaumes; außer-
dem birgt er reiche Mineralschätze und Kohlen. Ackerbau und
Viehzucht sind hoch entwickelt und sehr geehrt. Ebenso hoch ent-
wickelt ist auch die Industrie, vor allem die Seidenindustrie;
sodann die Baumwollen-, Papier-, Porzellan- und Farbwaren-
industrie. Sprengpulver (Schießbaumwolle), Kompaß, Bücher-
druck und Schreibekunst sollen die Chinesen vor uns gekannt
haben. Der Chinese ist als Arbeiter sehr fleißig, genügsam, sparsam
und zäh und deshalb in ganz Ost- und Südasien sowie in Australien
von den Arbeitgebern gesucht, von den Arbeitern als gefährlicher
Konkurrent gefürchtet. Noch erfolgreicher ist er als Kaufmann, weil
hier außer den oben genannten Eigenschaften auch seine List und
Verschlagenheit, seine Kaltblütigkeit und seine unendliche Geduld und
Ausdauer zur Geltung kommen.
Am wenigsten begabt ist der praktische und nüchterne Chinese für den
Krieg, weshalb auch die eigentlichen Chinesen trotz ihrer riesigen Zahl immer
von anderen Völkern oder Stämmen beherrscht wurden, gegen die sie sich
vergeblich abzuschließen suchten; so z. B. durch die 300 Meilen lange große
Mauer, die das Reich nach Norden hin gegen Einfälle fremder Eroberer
schützen sollte.
Lorenz, Lehrbuch. 1