Full text: Lehrbuch der Geschichte für Mittelschulen

Maximilian Kurfürst. Wallenstein. Hansapläne. Restitutionsedikt. 211 
Lutter am Barenberg (Harzausläufer) besiegt. Der unterdessen 1626 
aus Ungarn zurückgekehrte Wallen stein eroberte hierauf in Verbindung 
mit Tilly Holstein, dann ohne Tilly Schleswig und Jütland 
sowie die mit den Dänen verbündeten Herzogtümer Mecklenburg, mit 
denen er sich vom Kaiser belehnen ließ (nachdem er schon früher zum 
Herzog von Friedland ernannt worden war). 
Nun faßte derselbe große Pläne, die überdies von Wien aus 
eifrig unterstützt wurden. Die deutsche Kansa sollte neu belebt werden, 
die in der Ostsee durch die aufstrebende Schwedenmacht, in der 
Nordsee durch die Holländer, allmählich auch durch die immer 
mächtiger werdenden Engländer nach und nach lahmgelegt wurde. 
Deshalb ließ sich Wallenstein vom Kaiser zum „Admiral und Generalissi- 
mus aller ozeanischen (Nordsee) und baltischen (Ostsee) Meere und Pro-- 
vinzen" ernennen und belagerte zunächst die wichtige Stadt Stralsund, 
um einen festen Stützpunkt an der Ostsee zu haben. Aber schon letzteres 
Unternehmen scheiterte; denn jetzt wurden Schweden, Holland und 
England auf diese Pläne aufmerksam und unterstützten deswegen in Ver- 
bindung mit den Dänen Stralsund von der Seeseite her. Da Wallen- 
stein ohne größere Flotte war, mußte er die Belagerung aufgeben und 1628 
fogar den Dänen den günstigen Frieden zu Lübeck gewähren: gegen 1629 
Verzicht auf weitere Einmischung in die deutschen Verhältnisse erhielt 
Christian IV. seine Länder zurück. 
Doch verzichtete Wallenstein auf die Ausführung seiner Pläne durch- 
aus nicht, nur suchte er sie jetzt aus einem anderen Wege durchzuführen. 
Die ganze deutsche Geschichte hatte gelehrt, daß die Fürsten stets ein 
Hindernis für die Entwicklung der Hansa wie überhaupt der Städte- 
bündnisse gewesen waren. Noch Karl V. hatte bei seiner Wahl eine 
„Handfeste" unterzeichnen müssen, wonach er alle „Vereinigungen unter 
Kaufleuten abzutun" versprach. Wollte man also die Macht des deutschen 
Städtewesens, besonders der Hansa, heben, so mußte diejenige der 
Fürsten beschränkt werden. Die Hauptmacht der größeren Fürsten lag 
nun darin, daß sie Kurfürsten waren, d. h. den Kaiser wählen durften, 
wodurch sie ihn natürlich, wenn er seinen Sohn gewählt sehen wollte, 
einigermaßen in die Hand bekamen. Deshalb legte Wallenstein dem 
Kaiser nahe, durch sein Heer die Fürsten zur Aufhebung des Wahl- 
reiches und zur Anerkennung des Erbreiches in Deutschland zu 
zwingen. Aber Ferdinand II. zögerte unschlüssig; er war nicht der Mann 
für so kühne und gewagte Pläne. Statt darauf einzugehen, erließ er 
gegen den Rat Wallenfteins das unglückliche Weltitutionsedikt. Es 1629 
war eigentlich nur eine Wiederholung des Augsburger Religionssriedens, 
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