14 I. Alte Geschichte. — Die Griechen.
Griechen sanken allmählich so tief, daß sie nicht mehr allein für
die Ehre des Vaterlandes das Schwert zogen, sondern um schnöden
Gewinn in fremde Söldnerdienste, traten. — Das zeigte sich in
einem Kriege, den der persische Statthalter in Kleinasien, Cyrus
der Züngere, gegen seinen Bruder, den König Artaxerres II.
von Persien, unternahm: sein Heer bestand zum großen Teil aus
griechischen Söldnern. Zn der Schlacht bei Kunäxa, in der Nähe
von Babylon, verlor er jedoch Sieg und Leben (401). Seine per¬
sischen Truppen gingen zu seinem Bruder über, die Griechen aber,
10 000 an der Zahl, fanden trotz unsäglicher Mühen und trotz steter
Angriffe der feindlichen Perser unter Führung des Atheners teno =
phon, den Rückweg nach Griechenland.
Dieser Erfolg der Zehntausend reizte den spartanischen König
Agesilans, einen Kriegszug gegen Persien zu unternehmen.
Sein Beginnen war anfänglich glücklich. Um sich des kühnen Ein-
dringlings zu entledigen, reizten aber die Perser die von Sparta
unterdrückten Staaten, Theben, Korinth und Argos gegen Sparta auf
und unterstützten ihre Aufstachelung mit persischem Golde. Das half.
Sparta geriet in Bedrängnis und mußte seinen König Agesilaus aus
Persien zurückrufen. Zwar gelang es ihm, die Feinde zu schlagen,
aber nur mit so erheblichen Verlusten, daß er nicht im stände war,
den Krieg fortzusetzen. Um nun seinerseits die Feinde loszuwerden,
verständigte er sich mit den Persern, leider auf Kosten Griechenlands:
die griechischen Pflanzstädte in Kleinasien waren der Preis. Den
Frieden nennt man nach dem persischen Unterhändler den Frieden
des Antälcidas, 387 v. Chr.
b. Thebens kurze Blüte. Da Theben sich weigerte, diesen
Frieden anzuerkennen, überfielen die Spartaner Theben. Die einfluß-
reichsten Männer wurden hingerichtet oder verbannt. Athen nahm
die Verbannten auf. Unter diesen war der thatkräftige Pelöpidas.
Mit elf Freunden gelang es ihm, seine Vaterstadt den Spartanern
entreißen. Ein Freund des Pelöpidas war der Thebaner
Epaminöndas, zwar arm, jedoch von vornehmer Herkunft. Er
gehörte zu den wenigen, welche einst die Bestechungen der Perser
zurückgewiesen hatten. — Pelöpidas und Epaminöndas stellten sich
nun an die Spitze der freien Bürger gegen Sparta. Bei Leuktra
führte Epaminöndas die Seinigen in den Kampf. Mit Hilfe der
von ihm erfundenen „schiefen Schlachtordnung" errang er einen glän-
3enden Sieg, 371. Dadurch fiel die Macht Spartas an Theben, aber
leider nur auf kurze Zeit; denn bald ward Theben jener beiden
großen Männer beraubt, welche es wohl vermocht hatten, das morsche
Sparta zu stürzen, jedoch nicht, das verderbte griechische Volksleben
zu erneuern. Pelöpidas fiel in einem Feldzuge gegen Thessalien, 364,
und Epaminöndas verlor sein Leben in der Schlacht gegen die Spar-
tan er bei Man t ine a, 392 v. Chr. Zwar wurden die Spartaner ge-
schlagen, aber der Verlust des Epaminöndas wog den Sieg reichlich
auf. Thebens Macht sank, und Griechenland geriet in den Zustand
äußerster Verwirrung.