Full text: G. G. Bredows Leitfaden für die Weltgeschichte

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II. Deutsche Geschichte. 
wollten sich nichts von ihrer Macht nehmen lassen. So gab es bald 
Zwietracht und Aufruhr im Reiche. Die Herzöge von Bayern und 
Franken, der Erzbischos von Mainz, selbst Ottos eigne 
Brüder, Thankmar und Heinrich, und sein Schwager, der 
Herzog von Lothringen, standen gegen ihn. Aber Otto verzagte 
nicht; er vertraute auf Gott und seine gerechte Sache. Sein Ver- 
trauen ward belohnt. Thankmar und Eberhard fielen im Kampfe, 
Giselbert von Lothringen ertrank auf der Flucht im Rhein, und sein 
Bruder Heinrich, der sich dreimal gegen ihn empört hatte, demütigte 
sich, erhielt Vergebung und ward Herzog von Bayern. 
b. Besiegung der Ungarn. Die Ungarn, welche seit ihrer 
Niederlage bei Merseburg nicht mehr nach Deutschland gekommen 
waren, wagten i. Z. 955 einen neuen Einfall. Diesmal fielen sie 
mit einem starken Heere in Süddeutschland ein und bedrängten die 
Stadt Augsburg am Lech. Otto eilte zur Hilfe herbei. Auf dem 
L e ch f e l d e kam es zu einer heißen Schlacht. Ottos Heer war nach 
den Stämmen geordnet; er selbst aber führte eine Schar auserlesener 
Jünglinge aus allen Stämmen. Die Ungarn schwammen durch den 
Lech und wollten den Deutschen listigerweise in den Rücken fallen 
und sie so überwinden. Aber ihr Plan scheiterte an der deutschen 
Tapferkeit. Sie wurden von der vereinten Macht der deutschen 
Stämme vollständig geschlagen, und Deutschland blieb seitdem von 
kriegerischen Einfällen der Ungarn verschont. 
c. Ottos Römerzüge. Wie Karl der Große, so wollte auch 
Otto in Rom sich zum Kaiser krönen lassen. Einmal schon war 
ihm dieser Plan mißglückt. Da rief ihn der Papst Johann XII. 
nach Rom, damit er ihm beistehe gegen Berengar, welcher den 
Papst bedrängte. Otto kam, befreite den Papst und wurde zum Danke 
von diesem zum „römischen Kaiser" gekrönt, 962. Seitdem blieb es 
lange Zeit bei den deutschen Königen eine Ehrensache, nach Rom zu 
ziehen und sich die Kaiserwürde zu erwerben. Diese „Römerzüge" 
kosteten Deutschland große Opfer an Kraft, Gut und Menschenleben. 
Das mußte auch schon Otto erfahren. Einmal war er gezwungen, 
3 Jahre in Italien zu bleiben und danach sogar 6 Zahre, um die 
Unruhen zu dämpfen und sein Ansehen aufrecht zu erhalten. Trotzdem 
hat Otto auch viel für Deutschland gethan, und bei seinem Tode, 973, 
stand das Reich so mächtig da, wie nie zuvor. Darum heißt er mit 
Recht „Otto der Große". 
d. Seine Nachfolger waren sein Sohn Otto II. (973—983), 
sein Enkel Otto III. (983—1002) und Heinrich II. (1002—1024),
	        
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