Full text: G. G. Bredows Leitfaden für die Weltgeschichte

2 I. Alte Geschichte. — 1. Die Ägypter. 
man die leicht verwesenden Teile, Eingeweide und Gehirn, genommen, 
die man dagegen mit einem kräftigen Balsam innerlich getränkt und 
äußerlich mit einer verhärtenden aber durchsichtigen harzartigen Materie 
überzogen hatte, nannte man Mumien; es haben sich deren noch 
bis jetzt, etwa 3000 Jahre, viele erhalten. 
c. Stände. Die Ägypter hatten manche schätzbare Kunst- 
fertigkeit und haben schon in sehr frühen Zeiten manche Gewerbe 
ausgebildet; doch hinderte die Einteilung in Kasten (Stände) und 
das Gesetz, daß der Sohn nie von dem Gewerbe des Vaters abweichen 
durfte, gar sehr die höhere Vervollkommnung der Künste bei ihnen. 
Die Priester besaßen alle Gelehrsamkeit und Kunst, und die übrigen 
Stände waren davon gänzlich ausgeschlossen. Sie verstanden auch die 
Meßkunst und waren die Totenrichter. Eine Abteilung der Priester 
bestand aus Ärzten; diese aber durften nicht nach Beschaffenheit der 
Krankheit und ihrer Einsicht, sondern mußten nach allgemeinen, vor- 
geschriebenen Regeln heilen. Der niedrigste und ganz verachtete Stand 
waren die Hirten. — Auf die Einrichtung des Kalenders führten 
die Überschwemmungen des Nils, die gewöhnlich nach 365 Tagen um 
den Aufgang des Hundssterns wiederkehrten. 
Doch scheinen es die Ägypter nicht beobachtet zu haben, wie viele Zeit über 
365 Tage das wahre Sonnenjahr enthalte. Diese Beobachtung machten zuerst 
und ziemlich genau die Griechen. Julius Cäsar, ein Römer, ordnete daher 
46 Jahre vor Christi Geburt den Kalender so, daß drei einander folgende Jahre 
jedes 365 Tage enthalten, jedes vierte Jahr aber ein Schaltjahr von 366 Tagen 
sein sollte, weil man glaubte, daß das Jahr gerade aus 365V4 Tagen bestände. 
Allein es besteht nur aus 365 Tagen, 5 Stunden. 483/4 Minuten; man hatte 
also in vier Jahren 45 Minuten zu viel; und dies betrug nach 1500 Jahren 
zehn Tage. Papst Gregor XIII. ließ 1582 diese 10 Tage weg und verordnete 
für die Zukunft, daß unter den 100 Schaltjahren, die nach Casars Einrichtung 
in 400 Jahren sein würden, 3 gemeine Jahre bleiben und in 400 Jahren nur 
97 Schaltjahre sein sollten. Die Russen haben diesen verbesserten gregorianischen 
Kalender noch nicht angenommen und sind jetzt daher um 12 Tage hinter uns 
zurück. 
(1. Religion. Merkwürdig ist der Tierdienst der Ägypter. Sie 
verehrten solche Tiere, welche ihnen entweder sehr nützlich oder sehr 
schädlich waren, z. B. den storchartigen Vogel Ibis, das Krokodil, 
die Katzen, und besonders einen sonderbar gezeichneten Ochsen, Apis, 
als Götter und balsamierten sie wie menschliche Leichname ein. Die 
Ägypter glaubten an eine Fortdauer der Seele nach dem Tode. Die 
Seele des bösen Menschen mußte zu ihrer Läuterung eine 3000 jährige 
Wanderung durch die Leiber aller Tiere antreten (Seelenwanderung) 
und kehrte erst dann zu ihrem Menschenleibe zurück. Daher die sorg- 
fältige Erhaltung der Leichname. 
e. Geschichte. Von den ältesten Begebenheiten in Ägypten 
wissen wir auch darum wenig, weil das Volk in völliger Abge- 
schiedenheit von der übrigen Welt lebte. Erst seit 700 vor Christo 
durften Griechen in Ägypten landen, wohnen und Handel treiben. 
Psammetich (670—616) war der erste ägyptische König, der sie 
aufnahm und durch Griechen seine 11 Mitkönige besiegte, mit denen 
er vorher in Freundschaft das ungeheure Labyrinth zum königlichen
	        
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