Full text: G. G. Bredows Leitfaden für die Weltgeschichte

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III. Brandenburgisch-preußische Geschichte. 
fidp später als mangelhaft. So bildete sich allmählich ein Gegensatz 
zwischen Vater und Sohn. Dieser Gegensatz verschärfte sich immer 
mehr, je mehr sich Friedrichs Eigenart entwickelte: seine Vorliebe 
für französische Sprach-, für Kunst und Musik (Flötenspieler Quam) 
]etrte Abneigung gegen des Vaters Hausandachten sowohl als gegen 
dessen Tabakskollegium. Der Gegensatz steigerte sich bis zu Aus- 
brüchen des wildesten Zornes bei dem Vater, als er erfuhr daß 
Friedrich nicht von dem Plane, eine englische Prinzessin zu heiraten 
lassen wollte. Friedrich Wilhelm war dem Plane abgeneigt. - Friedrich 
beschloß zu fliehen und wollte in Verbindung mit zwei Freunden den 
Lieutenants Keith und Katte, die Flucht nach England auf einer Reise 
nach Süddeutschland ausführen. Aber der Plan ward verraten, und 
Friedrich siel mit Katte (Keith war entflohen) dem Zorne des Königs 
anHeim. Katte wurde hingerichtet, und Friedrich fast ein Jahr lang 
in Küstrin aus der Domänenkammer mit Abschreiben von Ver- 
' sügungen, Rechnungen u. s. w. beschäftigt. In dieser Zeit lernte er es, 
sich vor seinem Vater zu demütigen und dessen väterliche Liebe wieder 
zu erlangen. Er vermählte sich nach seines Vaters Wunsche mit der 
Prinzessin Elisabeth von Braunschweig-Bevern und lebte 
bis zu seinem Regierungsantritt auf dem Schlosse Rheinsberg, 
im Verkehr mit Künstlern und gelehrten Freunden. 
b. Als Kriegsheld. Was keiner seiner Zeitgenossen erwartet 
hatte, das zeigte sich bald nach Friedrichs II. Regierungsantritt: er 
bewies sich als den ersten Feldherrn seiner Zeit und zugleich als den 
weisesten Regenten. — Der Tod Kaiser Karls VI. von Österreich 
gab ihm Gelegenheit, Preußens alte Ansprüche auf Schlesien zu 
erneuern; aber Maria Theresia, in Österreich die Nachfolgerin 
ihres Vaters, wies Friedrichs Ansprüche mit Hohn zurück, und so 
mußte das Schwert entscheiden. Um den Besitz von Schlesien ent- 
standen drei Kriege, welche man die schleichen nennt. — Friedrich II. 
eröffnete den Krieg damit, daß er am Ende des Jahres 1740 mit 
einem wohlgeordneten Heere in Schlesien einrückte und fast ohne 
Schwertstreich das ganze Land eroberte. Den österreichischen General 
Neipperg, der ihn aus Schlesien vertreiben sollte, überwand er in 
der Schlacht bei Mollwitz (10. April 1741), besiegte dann am 
17. Mai 1742 die Österreicher nochmals in der Schlacht bei Ezaslau 
und Eho tu sitz (Mai 1742) und erlangte im Frieden von Bres- 
lau (Juni 1742) Schlesien als reichen Lohn für seinen zweijährigen 
Feldzug. — Nur 2 Jahre dauerte der Friede. Im Jahre 1744 sah 
Friedrich sich genötigt, da auch Sachsen sich mit Österreich verbunden
	        
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