Full text: G. G. Bredows Leitfaden für die Weltgeschichte

14. England. 91 
unterstützte die Niederländer, und sieben niederländische Provinzen 
rissen sich von Spanien los und bildeten feit 1579 einen eignen, für 
sich bestehenden Staat, Holland. Von jetzt an suchten Holländer 
und Engländer den Unterthanen Philipps aus jede Art zu ^,n 1 
sie wagten sich auf kleinen schissen nach Oftindien, nach Westmmen 
und Amerika und kamen meist mit reicher Beute zurück; ja, Franz 
Drake vollbrachte die zweite Reise um die Welt. — Philipp, um alle 
diese Feindseligkeiten aus einmal zu rächen, rüstete eine ungeheure 
Flotte, welche er die unüberwindliche nannte, und mit der er zunächst 
ganz England zu erobern gedachte; doch schon in den kleinen Ge- 
stellten schadeten die leichter zu lenkenden Schiffe der Feinde viel, und 
1588 zertrümmerte ein fürchterlicher Sturm das stolze Menschenwerk. 
Spaniens Macht sank; der Engländer Unternehmungsgeist stieg : aus 
den Beutezügen bildete sich ein geordneter Handel und dadurch sicherer 
Wohlstand. — Einen neuen Schwung gab" der Nation der Protektor 
Eromwell, 1651, durch die Schissahrts- Akte, daß keiner Nation 
erlaubt sein sollte, andere als in ihrem Lande gewonnene oder ver- 
arbeitete Waren nach England einzuführen. Dadurch wnrde Hollands 
Handel, der meist anf fremde Erzeugnisse sich erstreckte, sehr 
beschränkt und Englands Seemacht in knrzem außerordentlich er- 
weitert. Zwar wurde 1688 Wilhelm, Statthalter von Holland, 
zugleich König von England; doch erlaubte ihm die eigennützige Eifer¬ 
sucht der englischen Kaufleute nicht, in jener Akte zu gunsten Hollands 
etwas zu ändern. Und da Ludwig XIV. und seine Minister und 
Generale ihren Hauptruhm in Landkriegen suchten und daher die Flotte 
vernachlässigten, da unter den folgenden Regierungen in Frankreich 
noch weniger für die Flotte gesorgt wurde; so konnte die englische 
Seemacht und der Handel um so ungehinderter sich kräftigen und 
ausbreiten. England stand bei allen übrigen Völkern Europas in 
großem Ansehen auch ohne Krieg, und in der Nation war Wohlstand. 
h. Ostindien. Aber seit 1740 begann der Kamps Englands 
mit Frankreich, der mit kurzen Unterbrechungen bis 1815 fortdauerte 
und der Engländer Ersindsamkeit, aber auch ihre Herrschgier und 
Handelseifersucht über das Maß gereizt und geschärft hat. Im 
siebenjährigen Kriege, 1756—1763, eroberten die Engländer in Nord¬ 
amerika von den Franzosen Eänada, von den Spaniern Florida. Und 
auf dem festen Lande von Ostindien, wo bis jetzt Engländer und 
Franzosen bloß als Kaufleute friedliche Handelsniederlagen gehabt 
hatten, suchten beide Nationen einander feindlich zu beschränken; die 
Franzosen waren 1761 fast ganz aus Indien vertrieben; die Eng- 
länder mischten sich in die Streitigkeiten der indischen Fürsten, ließen 
sich ihren Beistand durch Land und Schätze teuer bezahlen, und durch 
europäische Kriegskunst und Schlauheit machten sie mehrere Fürsten 
von sich abhängig. Bald fühlten die Zndier den Druck, und besonders 
Hyder Ali von Mysöre ward, unterstützt von den Franzosen, ein 
furchtbarer Feind der Engländer, 1779—1783; er gewann wieder, 
was die Engländer ihm entrissen hatten, und vererbte es auf seinen 
Sohn Tippo Saheb. Aber schon 1792 gelang es den Engländern,
	        
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