Full text: Vaterländische Geschichtsbilder

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wurde. Als 1517 Herzog Ernst die Universität verließ und bald daraus 
zum Administrator des Bistums Passau erwählt wurde, sprach Aveutiu 
den Wunsch aus, sich lediglich mit der Erforschung der bayerischen 
Geschichte zu beschäftige«. Die Herzöge Wilhelm und Ludwig ernannten 
ihn zum bayerischen Historiographen, wiesen ihm ein Jahrgeld von 
100 Gulden aus und beauftragten alle Klöster und Städte, ihm ihre 
Urkunden, Archive und Bibliotheken zur Einsichtnahme zu überlassen. 
Mit Eifer und Begeisterung widmete sich Aventin seiner Ausgabe. 
Zwei Jahre durchreiste er ganz Bayern („Ich habe alle Winkel durch- 
krochen", sagt er selbst), und was sein nimmer müder Fleiß aus Urkunden, 
vergilbten Handschriften, verschollenen Sagen und Liedern sammelte, 
bearbeitete er in seiner Heimat mit treuer Liebe und Anhänglichkeit gegen 
sein Vaterland, mit unbestechlicher Wahrheitsliebe, mit Gediegenheit 
männlicher Kraft und der ernsten Weltanschauung eines Greises. „Er 
hat den Vergessenen ein unsterbliches Gedächtnis, den Thaten edler Bayern 
unvergänglichen Ruhm gegeben." Allerdings hat Aventin in seine be- 
rühmten „Bayerischen Annalen" aus patriotischem Eifer nach glänzenden 
Perioden und großen Heldenthaten manches Irrtümliche aufgenommen; 
aber immerhin bleibt ihm das Verdienst, durch Forschung in den Akten 
und Urkunden eine neue, richtige Geschichtsschreibung angebahnt, historische 
Denkmäler vor Vernichtung gerettet und römische Inschriften musterhaft 
aufgezeichnet zu haben. Sein Name ist dadurch unsterblich geworden. 
Seine angestrengte Thätigkeit, mehr aber noch Verfolgungen, welchen 
er sich durch den Freimut seiner Sprache aussetzte, sowie häusliches Uu- 
gemach erschütterten des rastlosen Forschers Gesundheit derart, daß er 
am 9. Januar 1534 zu Regensburg den Folgen einer Erkältung erlag. 
Sein Freund Johannes Treylenk, Mitglied des Rates der Stadt Straubing, 
setzte ihm ein Grabdenkmal aus weißem Marmor. Seine Vaterstadt 
Abensberg ehrte ihren großen Sohn durch Errichtung eines Standbildes 
(1861), und König Ludwig I. gesellte des Unsterblichen Büste den Ge- 
nossett der Walhalla bei. 
63. Kaiser Karl V. 
Wenn die alte Sage ihre Helden schildert, gedenkt sie zuweilen auch 
solcher, die erst eine lange Jugend hindurch unthätig zu Hause sitzen, 
aber alsdann, nachdem sie sich einmal erhoben, nie wieder ruhen, sondern 
in unermüdlicher Freudigkeit von Unternehmung zu Unternehmung fort-
	        
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