Full text: Vaterländische Geschichtsbilder

— 180 
Roßmarkt vorn mit einem farbig erleuchteten Portas, im.Hintergründe 
aber mit einem wohl noch prächtigeren Prospekte verzieren lassen. Die 
ganze Einfassung bezeichneten Lampen. Zwischen den Bäumen standen 
Lichtpyramiden und Kngeln auf durchscheinenden Piedestalcn; von einem 
Baume zum andern zogen sich leuchtende Guirlanden, an welchen 
Hängeleuchter schwebten. An mehreren Orten verteilte man Brot und 
Würste uuter das Volk und ließ es au Wein nicht fehlen. 
Göt he. 
75, Max III ein Wohlthäter seines Volkes in den Hunger- 
jähren 1771 nnd 1772. 
Durch die kalte und regnerische Witterung des Sommers 1770 
war eine Mißernte entstanden, welcher in den Jahren 1771 und 1772 
anfangs Teuerung aller Lebensmittel und dann eine Hungersnot folgte. 
Lange wurde dem guten Kurfürsten das Elend seines Volkes verheim¬ 
licht unter dem Vorwande, sein weiches Gemüt zu schonen; selbst dann, 
als Max Kenntnis erhielt von den harten Zeiten, gab man ihm auf 
seine Nachfrage die Versicherung, daß dem Übel bereits gesteuert, dem 
Mangel abgeholfen sei. Als er aber eines Tages aus der Messe in 
der Herzogsspitalkirche heimfuhr, umringte ein Haufen bleicher, hungernder 
Menschen seinen Wagen, und alle schrien mit aufgehobenen Händen: 
„Hilfe, gnädigster Herr, Hilfe! Wir haben kein Brot und müssen 
Hungers sterben!" Wie betäubt blickte Max aus das entsetzliche Schau- 
spiel. „Beruhigt euch, meine Kinder," rief er schmerzerfüllt, „ihr sollt 
Brot haben, ich will für euch sorgen." Er gab ihnen Geld und befahl, 
die Getreideböden der Ämter und die Kassen zu offnen, um augenblick¬ 
liche Hilfe zu bringen. „Dem Volke muß geholfen werden!" sprach 
er in schmerzlichster Bewegung, „sein Elend muß enden. Mit Freuden 
gebe ich all das Meinige hin; ich kann den furchtbaren Jammer nicht 
sehen." Die hungernden Massen, welche die Residenz, das Landschafts- 
haus umringten, drängten zu raschem Handeln. Sogleich wurden in 
Holland siebenhunderttausend Gulden aufgenommen, in Schwaz, in 
Verona große Massen ungarischen Getreides angekauft und auf allen 
Schrannen des Landes um niedrige Preise ausgeboten. Auch ließ 
Max in seinen Parken eine Menge Wild schießen und das Fleisch 
unter die Armen verteilen. Zugleich drang er darauf, daß der Kar- 
toffelbau in Bayern eingeführt werde.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.