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Die Neuzeit.
d. Luthers Tod. Luther erlebte es nicht mehr, daß die Evangelischen
für ihren Glauben das Schwert ziehen mußten. 1546 reiste er auf die
Einladung des Grafen Mansfeld nach Eis leben, um einen in der
ig. Febr. gräflichen Familie ausgebrochenen Vermögensstreit zu schlichten; dort,
1546 in seiner Geburtsstadt, starb er mit den Worten- „Vater, in deine Hände
befehle ich meinen Geist!" Seine Leiche wurde unter großer Feierlichkeit
nach Wittenberg gebracht und dort in derselben Kirche beigesetzt, an
deren Thür er einst die 95 Thesen geheftet hatte.
e. Calvin. Auch das Werk Zwinglis sollte nicht untergehen;
Johann Calvin, aus Frankreich gebürtig, setzte es fort. Als er
seines Glaubens wegen vertrieben war, kam er auch nach Genf, wo
schon eine reformierte Gemeinde bestand. Hier blieb er als Prediger
der Gemeinde. Er begann damit, die in Üppigkeit und Weltlust lebenden
Genfer zu einem Leben voll Einfachheit und Sittenstrenge zu erziehen,
und hatte solchen Erfolg, daß Genf bald allen reformierten Gemeinden
in Sittenreinheit voranleuchtete.
In der Abendmahlslehre näherte sich Calvin der lutherischen Aus-
sassung und wurde von Luther und Melanchthon als evangelisch aner¬
kannt; durch Calvins Lehre von der Gnadenwahl entfernten sich aber
die beiden evangelischen Kirchen noch mehr als bisher. Calvins Lehre
fand besonders in der Pfalz, den Niederlanden und in Frank-
reich Anhänger.— Das wichtigste Lehrbuch der deutschen Reformierten
ist der Heidelberger Katechismus.
f. Einführung der Reformation in Brandenburg. Zur Zeit der
Reformation herrschte in Brandenburg der fünfte Kurfürst aus dem
Hause Hohenzolleru, Joachim I. Unter ihm versuchten die Raubritter
von neuem, ihr Unwesen zu treiben; er ließ 70 derselben, unter ihnen
40 adelige, aufhängen, und als man ihm vorwarf, er habe adelig Blut
vergossen, erwiderte er: „Ich habe kein adeliges Blut vergossen, sondern
nur Schelme, Mörder und Räuber hinrichten lassen. Wären diese
redliche Edelleute gewesen, so würden sie keine Verbrechen begangen
haben." Der Lehre Luthers war Joachim durchaus abgeneigt. Er
unterschrieb mit das Wormser Edikt und wollte von keinem Frieden
mit den Protestanten wissen; seine eigene Gemahlin mußte aus dein
Lande flüchten, weil sie der neuen Lehre zugethan war. Trotzdem ver¬
breitete sich Luthers Lehre in Brandenburg; deshalb führte Joachims
Sohn und Nachfolger, Joachim II., 1539 die Reformation ein.
5) Der schmalkaldische Krieg; 1547.
a. Ausbruch desselben. Es war für die Ausbreitung der Reformation
von Segen gewesen, daß Karl V., wie auch sein Bruder Ferdinand, fast