Der deutsch-französische Krieg von 1870 und 1871. 185
Napoleon abends nach Metz zurückkehrte, feierte die Stadt mit einer
glänzenden Beleuchtung den „ersten Erfolg". Es war die einzige Sieges-
freude des Kaisers, denn von jetzt an errangen die Deutschen Sieg auf
Sieg. Am 3. August überschritt die kronprinzliche Armee den elsässischen
Grenzfluß, die Lauter, und konnte schon am folgenden Tage den
glänzenden Sieg bei Weißenburg melden. Der König tele-4.«»«.
graphierte seiner Gemahlin: „Unter Fritzens Augen einen glänzenden,
aber blutigen Sieg erfochten durch Stürmung von Weißenburg und des
dahinter liegenden Gaisberges. Gott sei gepriesen für die erste glor¬
reiche Waffenthat! Er helfe weiter!" Durch diesen Sieg hatte sich der
Kronprinz das Eingangsthor von der Pfalz nach dem Elsaß erstritten
und rückte am 5. August ohne Widerstand nach Süden vor.
Schon am 6. August erlitt Mac Mahon selbst mit seiner ganzen
Armee eine entscheidende Niederlage bei Wörth. Nach 15stündigem 6. Aug.
tapferen Widerstande loste sich die französische Südarmee in wilde Flucht
auf. Der Sieg hatte den Deutschen die Zugänge der großen Straße
nach Paris in die Hände gegeben. König Wilhelm telegraphierte an
die Königin: „Welches Glück, dieser große Sieg durch Fritz! Es soll
Viktoria geschossen werden!"
An demselben Tage errang der General von Steinmetz südlich
von Saarbrücken den glorreichen Sieg bei den Spicheren Hohen.
Fast senkrecht erhoben diese sich unb bildeten, wie die Franzosen meinten,
eine uneinnehmbare Stellung. Doch würbe ber Sturm beschlossen unb der
Sieg errungen. Unter bem Schutze ber Nacht zog sich ber geschlagene
Feinb in ber Richtung auf Metz zurück. Erst am 7. August erhielten bie
Pariser Nachricht über bie großen Erfolge ber Deutschen. Alle Bürger
zwischen 30 unb 40 Jahren würben jetzt schleunigst einberufen unb in
bie Mobilgarbe (Sanbwehr) eingereiht. Um sich an bem Feinbe zu
rächen, würben durch die französische Regierung alle Deutschen aus
Frankreich ausgewiesen und vertrieben. Mehr als 60000
Deutsche würben baburch ihres Erwerbs beraubt. Währenb Mac
Mahon seine geschlagene unb zersprengte Armee in bem festen Lager
SU Chalons sammelte, zog sich Bazaine, um nicht burch bie Deutschen
überflügelt zu werben, auf bie Riefenfestung Metz zurück. Der Kron¬
prinz schickte zunächst ben General Werber gegen Straßburg. Als
bie Festung eine Aufforberung zur Übergabe zurückwies, würben bie
Anstalten zur Belagerung getroffen.
b. Die Schlachten um Metz. Die beutfchen Heere rückten jetzt an bie
Mo)el gegen ben Marschall Bazaine, bem Napoleon ben Oberbefehl
übertragen hatte. Bazaine hatte ben Plan, bie Mosellinie preiszugeben
Hvffmeyer unb Hering, Erzählungen. 1 q