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Das Mittelalter.
wurde durch seinen Übertritt zum Chriftentume nicht gebessert. Ohne
gerechte Ursache bekriegte er die B u r g u n d e r und Westgoten und
brachte fast ganz Gallien unter die Herrschast der Franken. Daher
erhielt dieses Land den Namen Frankreich. Um sich und seinen Nach¬
kommen die Herrschaft über die Franken zu sichern, ließ Chlodwig alle
übrigen fränkischen Stammeshäupter ermorden. Aber er genoß die
Früchte seiner Frevelthaten nicht lange; er starb in seiner Hauptstadt
Paris, erst 45 Jahre alt.
b. Das Lehnswesen. Das fränkische Reich war von Anfang an
stark und fest durch das LehnsWesen. In den vielen Kriegen wurde
das eroberte Land größtenteils Königseigentum. Der König teilte es
mit seinem Gefolge, und jeder erhielt sein Losteil als freies Eigentum,
als All od. Dennoch behielt der König für sich so viel, daß er den
Getreuesten und Höchsten seines Gefolges noch Land geben konnte, das
ihm zwar eigen blieb, jenen aber zur Nutznießung gelehnt war. Ein
solches Land hieß Lehen. Der Geber war der Lehnsherr, der
Empfänger hieß Lehnsmann oder Vasall. Dieser besaß das
Lehen, wenn er es nicht durch Treulosigkeit verwirkte, gewöhnlich auf
Lebenszeit. Abgaben bezahlte er davon nicht; nur war er in jedem
Streite zur Heeresfolge verpflichtet; auch mußte er von Zeit zu Zeit
Hofdienst leisten, d. h. an dem Hofe erscheinen. Auch die Häupter der
Kirche, die Bischöfe und Erzbischöse, meist Welsche, wurden nicht mit
Geld besoldet, sondern erhielten Lehen. Dadurch wurde die Kirche bald
reich- und konnte selbst kleine Lehen austeilen, ebenso wie die großen
Vasallen dies thaten. Für diese niederen Lehen wurden entweder geringe
Dienste verlangt, oder es wurde dafür ein jährlicher Zins gezahlt. Aus
den kleinen Lehnsleuten entstand der niedere, aus den größten der
hohe Adel.
13. Mohammed.
a. Arabien und seine Bewohner. Die Halbinsel Arabien ist größten-
teils eine Wüste; nur im Süden sind fruchtbare Gegenden, die schon
im Altertum durch ihre Weihrauchpflanzen berühmt waren und in denen
noch heute Zuckerrohr, Baumwolle und Kaffee gedeihen. Die Araber
sind ein edles und begabtes Volk; in ihrem hageren, aber kräftigen
Körper wohnt ein mutiger, lebhafter Geist; eine unauslöschliche Liebe
zur Freiheit verbindet sich bei ihnen mit einer starken Anhänglichkeit an
den väterlichen Stamm.