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Besondere Geographie von Europa.
Ural und in der s. g. Kirgisensteppe, die sich vom Caspischen Meere und
dein Ural ostwärts bis tief in Asien hineinzieht. Sie leben nomadisch in
viele Stämme getrennt; Pferde, Kameele, Rinder und Schafe bilden ihren
Reichthum. Sie theilen sich in die kleine, mittlere und große Horde, wovon
die kleine westlich, die mittlere zwischen den Flüssen Tobol imb Jrtysch, die
große vorherrschend in Turan lebt. Die kleine Horde an 900,000 und die
mittlere, etwa 1 Mill. Köpfe stark stehen unter russischem Schutz, doch hat
jene ihren eigenen Khan, diese ihren Sultan. Wild, kampflustig und räu¬
berisch schweifen diese bis China umher, häufig ihre Wohnplätze wechselnd,
von den Karavanen gefürchtet. Der wildeste Stamm sind die schwarzen Berg¬
kirgisen, Buruts genannt. Gegen die wilden Stämme der Kirgisen ist vom
Ural bis zum Tobol eine Kette von Festungen gezogen, die s. g. orenburgitche
Linie. Ihre Produkte, besonders Felle bringen die Kirgisen meist nach Orenburg,
um Kornund Putzsachen dafür einzutauschen. Die Kirgisen sind von mittler Größe
und hager, haben platte Nasen, kleine Augen, kleinen Mund, große Ohren
und eine Fülle von Haaren. Sie sind stolz, aber gutmüthig, mäßig und sehr
abgehärtet. Weih Beinkleider, ein Kaftan, ein Gürtel, worin Waffen gehalten
werden, und eine Filsmütze bilden die Haupttheile ihrer Kleidung, ein Filszelt
ihre Wohnung. Die Weiber tragen ihre Haare in Zöpfen zusammengewi¬
ckelt und mit allerlei Zierrathen, als Korallen, Quasten rc. geschmückt. Die
Kirgisen heißen zwar Mnhamedaner, haben aber weder Geistliche, noch Mo¬
scheen. Jagd und Straßenraub bilden ihre liebste Beschäftigung. Wir
bemerken:
Astrachan (46,000 E.), auf einer Insel am Ausflusse der Wolga, besteht
aus dem Kreml (Festung), Beloigorod (weiße Stadt) und 16 Slobodden (Vorstäd¬
ten). Es hat Fabriken in Baumwolle, Seide, Saffian, wichtige Fischerei, Wein-
und Melonenbau, Schifffahrt und ausgedehnten Handel u. a. mit Caviar und Hau¬
senblase und andern Gegenständen nach Persien, der freien Tatarei, Indien rc. und
ist die Hauptstation der russischen Dampfschiffe nach Persien. 900—1000 Fahrzeuge
mit Waaren, 13—14 Mill. Rubel an Werth, kommen jährlich nach Astrachan. Für
die Fischerei auf der Wolga werden Pachten von 150,000 ja von über 500,000 Ru¬
bel gezahlt. Unter den vielen Kirchen und Klöstern der Stadt befindet sich auch
1 katholische Kirche und 1 katholisches Kloster. Saratow (65,000 E.) an der
Wolga, hat wichtige Fabriken, bedeutenden Wollhandel, Schifffahrt, Fischerei, einen
großen Jahrmarkt (8. Juli) und Seidenbau in der Umgegend. In S. wohnen
Deutsche und längs der Wolga sind deutsche Colonien; in Sarepta, einer durch
Nettigkeit ihres Baues und Reinlichkeit der Straßen Vortheilhaft sich auszeichnenden
Stadt unweit der Wolga, befindet sich sogar eine deutsche Lehranstalt. Orenburg
am Ural ist der Hanptstapelplatz für den russischen Handel mit Mittelasien und zu¬
gleich der Hauptwaffenplatz der Orenburg. militärische Grenzlinie. Hierher bringen
die Bucharen ihre Edelsteine, Gold, seidene und baumwollene Zeuge, Felle u. dgl.
und selbst ans China und Indien kommen Kaufleute hierher, um Geschäfte zu ma¬
chen. In der Nähe ist das große Steinsalzwerk Katsk. Sergiewsk ist ein Ba¬
deort, wo schwefelhaltige Mineral- und Bergtheerquellen sind. Urals! am Ural ist
der Hauptsitz der Uralschen Kosacken.