Diele edle und freie Güterbesitzer vom Lande in die
Städte gezogen. Sowohl die dadurch vergrößerte
Bevölkerung, als auch der auf Reichsversammlun-
gen, auf den Hoftagen der Kaiser, bei Turnieren,
bei Hochzeiten, Gastmählern und andern feierlichen
Zusammenkünften herrschende Lurns der Großen ver¬
schaffte dem arbeitenden und Gewerbe treibenden Theile
der Einwohner reichliche Nahrung. Eine nothwen¬
dige Folge war es also, daß die Zahl der Handwer¬
ker, Künstler und Kaufleute in den Städten sich an¬
sehnlich vermehrte. Sobald aber ihre Zahl sehr be¬
trächtlich war, fanden sie nöthig, Anstalten entwe¬
der zur Vervollkommung ihrer Kunst, oder zur Er¬
haltung einer guten Ordnung unter sich selbst, und
eines guten Rufes zu treffen. Wie der gesammte
Adel aus einem ähnlichen Grunde eine feste Vereini¬
gung unter dem Namen der Ritterschaft schloß, so
trat nun auch jede Gattung von Handwerkern, Künst¬
lern und Kaufleuten, die einerlei Kunst, oder Ge¬
werbe trieben, nach dem Beispiele ihrer Standesger
nossen in den italiänischen Städten, in eine besondere
Verbindung zusammen, die man Zunft nannte. Man
entwarf gewisse Gesetze, an die jedes Mitglied sich
halten mußte. Keinem war erlaubt, das Handwerk
zu treiben, der nicht bei einem Mitgliede es ordent¬
lich erlernt hatte, von tu? Zunft ordentlich freige¬
sprochen , und nach vorgelegter Probe seiner Geschick¬
lichkeit als Meister aufgenommen worden war. Da¬
durch sicherten sich die Zunftgenossen durch Entfer¬
nung aller Stümper den guten Ruf ihrer Arbeiten.
Durch zweckmäßige Vorschriften wurde gesorgt, daß
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