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Hohenstaufen. Doch das hohenstaufische Haus war schon zu so großer
Macht gelangt, daß die Fürsten sich aus Sorge um ihre Selbständig-
keit zu Friedrichs Wahl nicht verstanden, sondern den Herzog von
Sachsen, Lothar, aus den deutschen Thron erhoben. Friedrich von
Hohenstaufen, welcher als nächster Verwandter Heinrichs V. dessen
Güter in Anspruch genommen hatte und ihre Herausgabe verweigerte,
wurde in die Acht erklärt, und es sollte gegen ihn ein Reichskrieg
begonnen werden. Herzog Heinrich geriet hiedurch in die peinlichste
Lage: er wollte nicht gegen seinen Eidam zu Felde ziehen, aber auch
die dem Reiche schuldige Treue nicht verletzen. Deshalb trat er sein
Herzogtum 1126 freiwillig an seinen Sohn Heinrich X. ab, nahm
Zu Kloster Weingarten das Mönchsgewand, starb aber noch im näm-
lichen Jahre zu Ravensburg am Bodensee.
Heinrich X. der Stolze empfing von Kaiser Lothar auf einem
Landtage zu Regensburg die HerZogsfahue und stellte vor allem den
durch das unselige Faustrecht sehr gestörten Landfrieden wieder her.
Zu Pfingsten 1127 feierte er zu Gnnzenlee bei Augsburg mit könig-
licher Pracht seine Vermählung mit Gertrud, der Tochter des
Kaisers Lothar. Nach seiner Vermählung rückte Heinrich mit dem
Kaiser gegen seinen Schwager Friedrich von Hohenstaufen und dessen
Bruder Konrad zu Felde. Zum Danke für die geleistete Hilse
bestätigte ihn der Kaiser nicht nur im Besitze der väterlichen
Lehen in Sachsen, sondern übertrug ihm auch seine eigenen Kirchen-
lehen dortselbst. Die Staufer unterlagen nach mehrjährigem Kampfe,
und 1135 ward zu Bamberg auf 10 Jahre ein allgemeiner Frieden
geschlossen.
Damit war jedoch der feindliche Gegensatz zu den Stansern
nicht für immer beseitigt. Im Gegenteile: mehr als ein Jahr-
hundert tobte dieZwietrachtzwischenden Welsen und Waib¬
lingen (so nannten sich die Hohenstaufen nach ihrer Burg Waib-
lingen) fort.
Im Jahre 1136 beteiligte sich Heinrich mit 1500 Rittern an
dem Zuge Kaiser Lothars nach Italien und unterwarf hiebet die
Markgrasschast Tuscim (Toskana), mit welcher ihn hieraus der
Kaiser belehnte. Auch die mathildischen Güter erhielt Heinrich als
päpstliches Lehen, das aber nach seinem und seiner Gemahlin Tode
wieder an die römische Kirche zurückfallen sollte.
Mit Verstand und Thatkrast beherrschte Heinrich sein ansge-
dehntes Ländergebiet und suchte den Wohlstand seines Volkes und
den Verkehr in jeder Weise zu fördern.
Im Jahre 1135 begann er den Bau der heute noch stehenden steinernen
Brücke über die Donau zu Regensburg, erlebte aber ihre Vollendung
(1146) nicht mehr.
Kaiser Lothar starb 1137 auf der Rückkehr von Italien und
belehnte auf dem Sterbebette Heinrich den Stolzen mit dem Herzog-
tnme Sachsen. Heinrich ward so der mächtigste Fürst in Deutsch-