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wurde heftig bekämpft, namentlich auch deshalb, weil es mit der
Auffassung der Bibel in Widerspruch zu stehen scheint. „Die Kleriker
in Deutschland veranlaßten es, daß Kopernikus auf die Bühne ge¬
bracht und lächerlich gemacht wurde. Luther nannte die neue
Lehre eine teuflische, und selbst der sanfte, sonst so versöhnliche
Melanchthon schrieb an einen seiner Freunde, daß man die Obrig¬
keit bewegen müsse, eine so böse und gottlose Meinung mit allen
ihr zu Gebote stehenden Mitteln zu unterdrücken." Galilei (geb.
zu Pisa 1564, gest. 1642) bekannte sich auch zu der Lehre des
Kopernikus. Dafür wurde er in Rom eingekerkert und dazu ver¬
anlaßt, seine Lehre abzuschwören. Einer Sage zufolge soll er
übrigens nach dem Schwur gemurmelt haben: „E pur si muove lu
(und sie bewegt sich doch).
Ein Beweis ,fiir die Richtigkeit des Kopernikanischen Welt¬
systems ist der, daß sich alle Erscheinungen am Himmel nach ihm
am leichtesten und einfachsten erklären und voraussagen lassen.
§ 42. Gestalt der Erdbahn.
Die Erde bewegt sich um die Sonne in einer Ellipse, d. i. in
einer gekrümmten, in sich selbst zurücklaufenden Linie, die sich von
den Kreislinien dadurch unterscheidet, daß sie nicht wie diese von
einem innerhalb gelegenen Punkte überall gleich weit entfernt,
sondern mehr in die Länge gezogen erscheint. Man kann sich leicht
eine Ellipse mittes eines Fadens
zeichnen, wenn man denselben a
zwischen 2 Nadeln befestigt. Diese
werden so in das Papier ge¬
stochen, daß der Faden schlaff v
zwischen beiden hängt. Nun
spannt man denselben mit der
Bleifeder straff und zieht an
ihm 2 Bogenlinien, die die Ellipse 25.
bezeichnen. Die Punkte, b und c,
in welchen die Nadeln gesteckt haben, bilden die Brennpunkte
der Ellipse. Verbindet man beide durch eine gerade Linie mv,
welche ganz durch die Ellipse hindurchgeht, so erhält man die
große Achse. Sucht man die Mitte der großen Achse (t) und
errichtet in derselben auf der großen Achse ein Lot, das wieder
zwei gegenüberliegende Punkte der Ellipse verbindet, so hat man
die kleine Achse nd (Figur 25).
Die Sonne erscheint uns im Sommer nicht so groß wie im
Winter, weil sie dann weiter von uns entfernt ist. Sie steht nämlich
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