Full text: Geschichtsbilder für Volksschuloberklassen und Schulaspiranten

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Kanzler und Minister durch Verleihung der Fürstenwürde. 
Als „Reichskanzler" war er unablässig bemüht, dem 
Reiche nach innen und außen den Frieden zu sichern und 
ihm sehte Machtstellung zu erhalten. Zu diesem Zweck schloß 
er Bündnisse mit Österreich und Italien, die uns bis Heute 
vor dem Krieg bewahrt haben. Durch sein Eingreisen wnr- 
den auch Kolonien in Asrika und Australien erworben uud 
dadurch dem deutschen Handel neue Bahnen eröffnet. Mit 
scharfem Blick durchschaute er die Ränke der Feinde Deutsch- 
lauds und war durch seine Offenheit bei Freund und Feind 
geachtet. Wilhelm I und das deutsche Volk ehrte seinen 
großen Kanzler besonders auch an seinem 70. Geburtstag 
1885. Vom Jahr 1890 an lebte Bismarck im wohlver¬ 
dienten Ruhestand zu Friedrichsruhe. Dort starb er am 
80. Juli 1898; hier, im „Sachsenwalde", wurde ihm auch 
seine letzte Ruhestätte bereitet. 
63. Generalfeldmarschall Graf ZNoltke. 
Hellmut v. Moltke wurde deu 26. Oktober 1800 zu 
Parchim in Mecklenburg als Sohn eines unbemittelten 
Grasen geboren. Im Jahr 1819, nachdem er die dänische 
Kriegsschule durchlaufen hatte, trat er als Leutnant in die 
dänische Armee ein. Weil ihm aber hier die Verhältnisse 
zu kleinlich waren, nahm er seinen Abschied und trat in 
preußische Dienste. Von Berlin aus machte er Reisen nach 
Babylon, in die Türkei n. s. w. Eine Zeit lang war er 
sogar türkischer Offizier. Kaiser Wilhelm I erkannte gar 
bald, daß der ernste, arbeitsame Mann ein scharfblickender 
Offizier sei. Im Jahr 1858 ernannte er ihn zum „Chef" 
des General st abs (dieser muß die Pläne zu den Feld- 
zügen und Schlachten entwerfen). Wie sich der schweigsame 
„Schlachtendenker" in dieser Stellung bewährt hat, ist Welt- 
bekannt. Er war auch bis zu seinem Tode Abgeordneter 
im deutschen Reichstag. Wenn er das Wort ergriff, so 
lauschte alles mäuschenstill ohne Unterschied der Partei. 
Im Jahr 1890 wurde in ganz Deutschland der 90. Ge¬ 
burtstag des greifen Helden festlich begangen. Wahrhaft 
kaiserlich ehrte ihn damals Kaiser Wilhelm II, der ihn 
von seinem Landsitz Kreifan in Schlesien nach Berlin ab-
	        
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